Belegte Brötchen aus verzierten Maschinen
Alwin Cubasch beschäftigt sich mit Aufstieg und Niedergang der Automatenrestaurants um 1900 und erhält für seine Arbeit den Conrad-Matschoß-Preis des VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V.)
Um 1900 wurde Berlin zum Symbol moderner Urbanität. Millionen Menschen zogen in die Hauptstadt, neue Infrastrukturen wurden geschaffen, das Leben wurde schneller – und technischer. Auch beim Essen veränderte sich vieles: Wer in der pulsierenden Metropole lebte, speiste zunehmend außer Haus. Eine neue urbane Esskultur entstand – geprägt von Geschwindigkeit, Technik und Innovation. Inmitten dieser Umbruchszeit entstand ein gastronomisches Experiment, das zum Symbol des Fortschritts werden sollte: das Automatenrestaurant.

Preisträger Alwin Cubasch
Daniela Zetti
Mit dieser außergewöhnlichen Restaurant-Form hat sich Alwin Cubasch in seinem Buch „Zu Gast im Automaten. Gastrotechnik im Berlin der Jahrhundertwende“ beschäftigt. Dafür wurde er kürzlich mit dem Conrad-Matschoß-Preis des VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V.) für Technikgeschichte ausgezeichnet. Grundlage für das Buch ist seine Masterarbeit im Fach Geschichte und Kultur der Wissenschaft und Technik, die Alwin Cubasch 2017 an der TU Berlin angefertigt hat.
Automatenrestaurants als ein Stück Zukunft zum Anfassen
Sehr anschaulich schildert er in seinem Buch den rasanten Aufstieg und ebenso schnellen Niedergang der Automatenrestaurants, in denen man Speisen per Münzeinwurf aus reich verzierten Maschinen beziehen konnte – ganz ohne Kellner. 1896 eröffnete das erste dieser „Zukunftsrestaurants“ in Berlin. Bald folgten weitere, nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Besonders beliebt: das belegte Brötchen – schnell, fleischlastig, mobil und ideal für die neue urbane Lebensweise. Die Automatenrestaurants waren weit mehr als praktische Schnellverpflegung. Für viele Menschen war der Besuch im Automatenrestaurant ein Erlebnis. Hier konnte man Technik erfahren, die es zu Hause noch nicht gab: elektrische Beleuchtung, Tischtelefone, modernste Maschinen. Es war nicht nur Essen – es war ein Stück Zukunft zum Anfassen. Doch der Traum vom vollautomatischen Schnellimbiss hatte auch Schattenseiten. Hinter der Selbstbedienung steckte viel Handarbeit – die Automaten mussten rund um die Uhr befüllt und gewartet werden. Der Aufwand war hoch, die Gewinne oft gering. Schon 1905 begann der Rückzug, nach dem Ersten Weltkrieg verschwanden die meisten Filialen.
Angaben zum Buch
Alwin J. Cubasch, „Zu Gast im Automaten - Gastrotechnik im Berlin der Jahrhundertwende“ erschienen 2023 bei Waxmann, Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, Band 44, 224 Seiten, broschiert, mit zahlreichen Abbildungen, 29,90 €, ISBN 978-3-8309-4737-0
Die Publikation steht open access zur Verfügung. Zur Website https://www.waxmann.com/buecher/Zu-Gast-im-Automaten des Verlags
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