Carbochemische Hydrierwerke, heute überwiegend CtL-Anlagen („Coal-to-Liquid“) genannt, in welchen Braun- oder Steinkohle in synthetische Ölfertig- und Halbprodukte umgewandelt werden, sind großtechnische Anlagen zur Kohleverflüssigung. Zu den Produkten dieser Chemiewerke zählen unter anderem Kraftstoffe, Schmieröle, Brenn- und Treibgase, PVC-Kunststoffe, Paraffine, Kunstgummi.
Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von deutschen Chemikern entwickelte Technologie der Kohlehydrierung wurde ab Mitte der 1920er Jahre besonders in Deutschland und Großbritannien staatlich gefördert, um der Importabhängigkeit von Erdöl entgegenzuwirken. Der weltweit erstmals im industriellen Maßstab in Hydrierwerken hergestellte synthetische Kraftstoff war ab 1927 das Leuna-Benzin.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs betrieben unter anderem Deutschland und Großbritannien großtechnische Kohlehydrieranlagen, die eine Gesamtkapazität von rund 4,5 Millionen Jato (Tonne pro Jahr) synthetischer Kraftstoffe aufwiesen. Im deutschen Einflussbereich entstanden bis 1943 insgesamt 23 Werke. Davon kam in 14 Anlagen die direkte Hydrierung nach dem Bergius-Pier-Verfahren und in neun Werken die indirekte Hydrierung nach dem Fischer-Tropsch-Verfahren zur Anwendung. Das größte synthetische Benzinwerk betrieb die Hydrierwerke Pölitz AG in der Nähe von Stettin.
Von besonderer Bedeutung waren die Hydrierwerke für die angestrebte Autarkie in der NS-Zeit und deren konsequente Fortsetzung in der DDR. In den USA wurden carbochemische Hydrierverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Bezeichnung CtL von Kellogg und in Südafrika von Sasol weiterentwickelt. Heute nutzt beispielsweise die United States Air Force synthetisch hergestelltes Kerosin, um die Abhängigkeit der Landesverteidigung von Ölimporten zu verringern. Als unbestrittener Marktführer der Fischer-Tropsch-Technologie gilt gegenwärtig Sasol, deren CtL-Anlagen unter anderem einen großen Teil des südafrikanischen Kraftstoffbedarfs decken.
Infolge stark schwankender Erdölpreise gewinnen Hydrierwerke zur Kohleverflüssigung unter Anwendung verschiedener Technologien weltweit wieder an Bedeutung. Vor allem im asiatisch-pazifischen Raum entstehen seit Beginn des 21. Jahrhunderts neue CtL-Fabriken.