Gentechnik durch die Hintertüre? Das Aus für ein gentechnikanbaufreies Bayern!
BUND Naturschutz fordert Eingreifen von Ministerpräsident Horst Seehofer
Neue Konzernstrategien zur Durchsetzung der Gentechnik
Nachdem Agrogentechkonzerne in Europa mit ihrer Strategie, gentechnisch manipulierte Pflanzen in den Anbau zu bringen, am Widerstand von Landwirten, Umweltverbänden und Verbrauchern gescheitert sind, versuchen sie jetzt, durch geschickte Verschleierungsstrategien die in der EU Freisetzungsrichtlinie (Richtlinie2001/18/EG) festgelegten vergleichsweise strengen Regulierungen des Gentechnikrechts zu umgehen. Gentechnische Verfahren der Pflanzenzucht werden als Nicht-Gentechnik uminterpretiert. Hierbei geht es in erster Linie um die Bewertung von sieben neuen Verfahren.
Gentechkonzerne und Züchtungsunternehmen haben sich in einer europäischen Plattform zusammengeschlossen, der die Großen der Branche, wie Bayer, Dow oder Syngenta angehören, um ihre Interessen besser durchzusetzen1. Beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) stießen sie dabei offenbar bereits auf offene Ohren, denn das BVL hat den herbizidresistenten Raps der Firma CIBUS, der mit dem umstrittenen Verfahren der Oligonukleotidtechnik entwickelt wurde, Anfang Februar 2015 als „nicht gentechnisch verändert“ eingestuft. Die EUKommission warnte im Sommer 2015 die Regelungsbehörden der EUMitgliedstaaten, darunter das BVL, anfragenden Unternehmen „grünes Licht“ zu geben, bevor sich die EU-Gremien abschließend mit den neuen Verfahren befasst hätten.
Nachdem der von Verbändeseite eingelegte Widerspruch gegen den BVLBescheid zurückgewiesen wurde, hat der BUND-Bundesverband im Juli 2015 - gemeinsam mit zwei Unternehmen Klage gegen das BVL eingereicht. Über die Klage ist noch nicht entschieden.
In der EU wird seit geraumer Zeit über die Einstufung der neuen Züchtungstechniken diskutiert, eine Entscheidung ist bislang nicht gefallen. Allerdings hat die EU-Kommission angekündigt, sich demnächst dazu zu äußern. Die Bundesregierung spielt in diesem Prozess eine zwiespältige Rolle, sagt sie doch einerseits, sie wolle keinen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen, betont aber andererseits die wirtschaftliche Bedeutung der neuen Gentechnikverfahren.
Neue gentechnische Verfahren sollen Herbizidabsatz sichern
Der mit der sogenannten ODM (oligonucleotide-directed mutagenesis) Technik erzeugte Raps der Firma CIBUS ist resistent gegen Wirkstoffe, die zur Klasse der ALS-Hemmer (Inhibitoren der Acetolactat-Synthase) gehören. Damit können die entsprechenden Herbizide, wie z.B. Imidazolinon, eingesetzt werden, ohne dass die Rapspflanzen geschädigt werden. Allerdings entsteht dann auch ein neues Problem, weil Ausfallraps dieser Sorte dann nicht mehr mit dem gleichen Wirkstoff bekämpft werden kann.
Dabei sind ALS-Hemmer die Herbizide mit dem höchsten Risiko der Resistenzentwicklung auf Seiten der Beikräuter: weltweit sind 157 Beikrautarten bekannt, in denen eine Resistenz gegen ALS-Inhibitoren beobachtet wurde (zum Vergleich - im Falle von Glyphosat sind 32 resistente Beikrautarten bekannt, www.weedscience.org). HR-Systeme dienen nicht der nachhaltigen Landwirtschaft, führen sie doch dazu, dass immer mehr Herbizide eingesetzt werden und dadurch die Biodiversität weiter reduziert und die menschliche Gesundheit gefährdet wird.
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