Schokohasen sind auch 2017 besser als der Check – NGOs bewerten falsch

Koßdorff: Eigene Programme der großen Hersteller werden einfach negiert

10.04.2017 - Österreich

„Auch heuer bewerten Südwind und Global 2000 Schokohasen wieder falsch. Wir bedauern sehr, dass der von NGOs präsentierte Schokoladen- und Osterhasen-Check 2017 nicht alle Informationen enthält, die für Konsumenten zur Kaufentscheidung wichtig sind. Es wird sogar dezidiert darauf hingewiesen, dass alle Programme und Maßnahmen großer Schokolade-Hersteller keine Berücksichtigung gefunden haben. Das ist leider tendenziös und würde ein ganz anderes Bild ergeben“, kritisiert Mag. Katharina Koßdorff, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Lebensmittelindustrie, die kürzlich erfolgte Präsentation von Untersuchungsergebnissen.

Seit vielen Jahren unternehmen die Hersteller von Schokolade und kakaohaltigen Produkten vielfältige Anstrengungen, um die Bedingungen der Kakaoherstellung nachhaltig zu verbessern. In vielen Fällen handelt es sich um Kooperationen mit nationalen Regierungen in Form von Public-Private-Partnerships oder internationalen Organisationen, die sich für faire Produktionsbedingungen einsetzen. Dabei wurden in den letzten 10 Jahren Beträge in der Größenordnung von 100 Mio. Dollar investiert. Das Programm „Cocoa Life“ von Mondelēz International (Milka) etwa hat seit dem Launch 2012 bis Ende 2015 die teilnehmenden 77.000 Kakaobauern in 800 Gemeinschaften durch gezielte Schulungen dabei unterstützt, ertragreicher zu wirtschaften und damit zu höheren Einkommen verholfen. Bis 2022 werden insgesamt mindestens 400 Millionen US-Dollar in das Programm investiert, 220.000 Farmer in sechs Ländern erreicht und deren Lebensbedingungen nachhaltig verbessert werden. Und auch das Lindt & Sprüngli „Farming Program“ umfasst bereits über 57.000 Bauern in Ghana, Ecuador und Madagaskar. Ziel dieses eigenen nachhaltigen Beschaffungsmodells ist es, für die Bauern und ihre Dorfgemeinschaften Verbesserungen in wirtschaftlicher, landwirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht zu erzielen. Das Programm beruht auf vier Elementen: Rückverfolgbarkeit und Organisation der Bauern; Vermittlung von Fachwissen und Kompetenzen; Unterstützung und Entwicklungsförderung; Externe Verifizierung.

Warum alle diese erfolgreichen Aktivitäten von Südwind und Global 2000 bei der Präsentation der Studie unter den Tisch gekehrt werden, ist daher nicht nachvollziehbar. Der simple Hinweis auf ein „eigenes Nachhaltigkeitsprogramm“ der Hersteller bei den bewerteten Produkten hätte für die Konsumenten die Möglichkeit geschaffen, sich selbst ein Bild zu machen. Dazu Koßdorff: „Leider wurde von Südwind und Global 2000 auf ausgewogene und seriöse Information im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten scheinbar wieder vergessen.

Das gilt auch für die veröffentlichten Werte von Pestizidspuren. Klargestellt wird immerhin, dass alle Schokohasen gesundheitlich völlig unbedenklich sind. Auch der Begriff „Gütesiegel“ wird beim Check schon wieder irreführend verwendet.

Es handelt sich dabei um Zertifizierungen, also Programme von meist privaten Organisationen, deren Einhaltung von unabhängigen Dritten (sogenannten „Zertifizierungsstellen“) überprüft werden. Dabei kann aber keinerlei Aussage über die Qualität der zertifizierten Produkte gemacht werden. Es wird lediglich bestätigt, dass sich die Unternehmen an die vorgegebenen Regeln des Inhabers eines Standards oder „Labels“ gehalten haben. Diese Unterscheidung ist wichtig, wurde aber leider von den NGOs immer noch nicht berücksichtigt.

Nachhaltigkeit in der Kakaoproduktion – ein Überblick

Kakaobauern haben mit vielen unterschiedlichen Herausforderungen zu kämpfen: Zum Beispiel sind die Regionen, in denen Kakao angebaut wird, besonders vom weltweiten Klimawandel betroffen. Zudem sind viele Kakaobäume auf den Farmen überaltert und es fehlt den Kakaobauern häufig landwirtschaftliches Wissen, um ihren Ernteertrag zu verbessern. Dadurch ist der Beruf des Kakaobauers für viele Jugendliche unattraktiv – es fehlt in den Dorfgemeinschaften an Perspektiven.

Repräsentanten der globalen Schokoladen- und Kakaoindustrie legten mit der Unterzeichnung des Harkin-Engel-Protokolls 2001 den Grundstein für die Gründung der INTERNATIONAL COCOA INITIATIVE (ICI). ICI ist eine Stiftung, die von Partnern aus Kakaoindustrie und Bürgerorganisationen ins Leben gerufen wurde. Die umfassende Strategie der ICI beinhaltet gemeindebasierte Lösungen, die den Familien eine positive nachhaltige Veränderung ermöglicht und sicherstellt, dass ihre Kinder zur Schule gehen können.

Die WORLD COCOA FOUNDATION (WCF) ist eine Partnerschaft zwischen Kakao verarbeitender Industrie, Regierungsstellen, internationalen Vereinigungen, Handelsorganisationen und Nichtregierungs-Organisationen. Das wirtschaftliche Ziel dieser Zusammenarbeit besteht darin, eine stabile und sichere Versorgung mit Kakao sicherzustellen. Das geschieht einerseits durch Maßnahmen zur umweltverträglichen Erhöhung der Erträge und zur Reduktion von Ernteverlusten, andererseits durch die Sicherstellung einer lebenswerten Einkommenssituation der Kakaobauern in Afrika, Lateinamerika und Asien.

Bei der ersten World Cocoa Conference in Abidjan/Elfenbeinküste im November 2012 haben die Regierungen Kakao produzierender Länder, Kakao- und Schokoladeunternehmen und andere internationale und europäische Organisationen die „Abidjan-Declaration“ unterzeichnet. Damit verpflichtet sich die Industrie zur Zusammenarbeit mit den Partnern der Lieferkette, um die Produktion von nachhaltigem Kakao zu fördern.

Weiters engagieren sich Unternehmen der Süßwarenindustrie im Rahmen firmeninterner Programme für eine nachhaltige Lieferkette und unterstützen Projekte wie Forum Nachhaltiger Kakao (Deutschland) oder Rainforest Alliance.

Umfassende Informationen über Hersteller-Programme sind frei verfügbar:

http://www.cocoalife.org

http://www.lindt-spruengli.com/sustainability/lindt-spruengli-farming-program/

http://www.cocoainitiative.org

http://www.worldcocoafoundation.org

http://www.kakaoforum.de

Stellenwert der Lebensmittelindustrie in Österreich

Die Lebensmittelindustrie ist eine der größten Branchen Österreichs. Sie sichert im Interesse der Konsumenten tagtäglich die Versorgung mit sicheren, qualitativen und leistbaren Lebensmitteln. Die rund 200 Unternehmen mit ihren 26.000 Beschäftigten erwirtschafteten im Jahr 2016 ein Produktionsvolumen von 8,1 Mrd. €. Über 60 % davon werden in 180 Länder rund um den Globus exportiert. Der Fachverband unterstützt seine Mitglieder durch Information, Beratung und internationale Vernetzung.

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