Höhere Alkoholsteuern könnten viele Leben retten
Höhere Steuern auf Alkohol und weitere politische Schritte gegen Trinkexzesse könnten jedes Jahr Zehntausende Leben in Deutschland retten. Zu dieser Einschätzung kommen Experten der Industrieländer-Organisation OECD. Schon ein kräftiger Preisaufschlag von zehn Prozent auf Bier, Wein und Spirituosen könnte den Anteil der Deutschen, die gefährlich viel Alkohol trinken, um zehn Prozent senken, heißt es in einem am Dienstag in Paris vorgestellten Bericht.
Demzufolge trinken die Menschen in den Industrieländern zwar etwas weniger Alkohol als vor 20 Jahren. Allerdings gab es in vielen OECD-Staaten mehr Alkoholexzesse ("Binge Drinking") unter jungen Leuten. "Gefährliches Trinken nimmt zu", warnte OECD-Generalsekretär Angel Gurría.
Besonders positiv würde es sich den Berechnungen zufolge auswirken, wenn Ärzte ihre Patienten systematisch nach ihrem Trinkverhalten befragten und über Gefahren aufklärten. Die Fachleute halten auch eine Einschränkung der Alkoholwerbung und ein konsequenteres Vorgehen gegen Alkohol im Straßenverkehr für sinnvoll.
Am größten sei der Effekt, wenn verschiedene Ansätze gebündelt würden.
Einer Simulation zufolge könnte allein eine Kombination höherer Steuern mit strengeren Regeln für Werbung und Verkauf jährlich mehr als 40 000 Leben in Deutschland retten. Zudem könnten so 138 000 Verletzungen im Straßenverkehr vermieden werden.
Auch teurere Maßnahmen wie die Einbeziehung der Ärzte würden sich langfristig auszahlen, sagte Gurría. "Übermäßiger Alkoholkonsum verursacht weltweit massive Kosten für die Gesellschaft und die Wirtschaft." Die höheren Ausgaben für das Gesundheitssystem und wirtschaftliche Einbußen durch Alkoholmissbrauch würden auf ein Prozent der Wirtschaftsleistung geschätzt.
Deutschland liegt beim Alkoholkonsum im oberen Drittel der 34 Industriestaaten; jeder Deutsche trinkt umgerechnet im Schnitt 11 Liter reinen Alkohol pro Jahr (OECD-Schnitt: 9,1 Liter). Allerdings ging der Pro-Kopf-Verbrauch binnen zwei Jahrzehnten um mehr als 20 Prozent zurück. Trotzdem ist fast jeder 20. Todesfall (4,4 Prozent) auf Alkohol zurückzuführen.
Für das Papier hatte der Industrieländer-Club in den vergangenen vier Jahren zahlreiche Studien ausgewertet und die Auswirkungen der politischen Maßnahmen für Deutschland, Kanada und Tschechien simuliert./sku/DP/fbr (dpa)
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