Ernährung in der Informationsgesellschaft

51. Wissenschaftlicher Kongress der DGE in Paderborn

14.03.2014 - Deutschland

Smartphones, Tablets und andere mobile Wegbegleiter sind aus unserem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob über das Internet oder Smartphone-Apps als Einkaufs- oder Abnehmhelfer – digitale Technologien lie- fern uns auch im Ernährungsbereich eine Vielzahl von Daten. Doch welchen Einfluss haben sie am Ende auf den Besuch im Supermarkt und auf die Art und Weise, wie wir uns ernähren? Geräte aus dem e-health-Bereich, die Blutzucker, Blutdruck und Energiebedarf erfassen, sind ebenfalls stark im Kommen. Bieten solche Datensammlungen Vorteile und wie sind sie qualitativ zu bewerten? Lassen sich für die Wissenschaft aus der Datenflut valide Aussagen ableiten? Diese Fragen diskutieren Wissenschaftler auf dem 51. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Unter dem Motto „Ernährung in der Informationsgesellschaft“ steht die Nutzung neuer Me- dien für Forschung und Praxis der Ernährungswissenschaft im Vordergrund

„Richtig eingesetzt können digitale Medien und Technologien die Ernährungs- kommunikation positiv unterstützen. Die Vielzahl der Informationen und Quellen erschweren es dem Verbraucher jedoch zunehmend, die Qualität der Informati- onen einzuschätzen. Das stellt uns auch als Wissenschaftliche Fachgesell- schaft vor die Aufgabe, wissenschaftlich gesicherte und seriöse Informationen sichtbar zu machen.“ Das ist die Einschätzung von Prof. Dr. Helmut Heseker, Universität Paderborn und DGE-Präsident zu den Chancen und Risiken der digitalen Zukunft. Heseker hat gemeinsam mit Prof. Dr. Heiner Boeing, Deut- sches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE), die Wissen- schaftliche Leitung des Kongresses inne

Die DGE veranstaltet den Kongress vom 12.-14. März 2014 in Kooperation mit dem Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit. Die Jahrestagung, die insbesondere eine Plattform für Nachwuchswissenschaftler ist, stellt aus dem Gesamtbereich der Ernährungswissenschaften undangrenzender Disziplinen bisher nicht veröffentlichte Forschungsergebnisse  vor. Das 2½-tätgige Kon- gressprogramm beinhaltet neben 69 Vorträgen und 90 Posterbeiträgen Mini- symposien der DGE-Fachgruppen, zur Nationalen Verzehrsstudie (NVS) II und zur KiESEL-Studie. Rund 500 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis besu- chen den Kongress.

Einen Einblick in das Thema und die derzeitigen Möglichkeiten der Datenaus- wertungen geben die drei Plenarvorträge des Kongresses. Prof. Dr. Hannelore Daniel, Technische Universität München, zeigt im ersten Plenarvortrag die ak- tuellen technischen Entwicklungen im Bereich der ernährungsrelevanten Infor- mations- und Kommunikationstechnologien auf. Neben diversen Tools für den Einkauf und die Ernährungsberatung stellt sie auch eine Google-Kontaktlinse für Diabetiker vor, die den Blutzucker bestimmt. „Mit Hilfe elektronischer Geräte lassen sich mittlerweile eine Vielzahl von Biomarkern und Vitalfunktionen erfas- sen“ fasst Daniel zusammen, gibt aber zu bedenken: „Allerdings bleibt immer die Frage der Qualität der Daten, vieles ist noch nicht qualitätsgesichert.“

Über „Bioinformatics approaches to characterize the regulation of nutritionally relevant genes“ referiert Prof. Dr. Janos Zempleni der University of Nebraska- Lincoln, USA. Sein Vortrag zeigt am Beispiel von HLCS (Holocarboxylase- Synthetase), wie öffentlich zugängliche Datenbanken verwendet werden, um die Regulierung ernährungsphysiologisch relevanter Gene zu charakterisieren. Die biologischen Funktionen von HLCS lassen plausible Rückschlüsse zu, dass HLCS eine Rolle in der Prävention von Krankheiten spielen könnte, wie bei- spielsweise in der Prävention von Krebs.

Prof. Dr. Britta Renner, Universität Konstanz, zeigt in Ihrem Vortrag „Ernäh- rungskommunikation 2.0: Veränderung und Intervention durch Images, Nudges und Information“ neue Wege auf, wie sich eine Änderung von Ernährungsver- halten erreichen lässt, die auf positiven Anreizen für das entsprechende Ver- halten beruhen und automatische Prozesse und Gewohnheiten berücksichti- gen. Denn Renner weist darauf hin, dass der Bedeutung von unbewussten oder automatischen Prozessen in der zentralen Frage nach der Veränderung und Intervention von Ernährungsverhalten bisher ungenügend Rechnung getragen wird.

Zudem greift auch eine Vortragsreihe das Kongressthema „Ernährung in der Informationsgesellschaft auf“. Hier geht es u. a. um den diätologischen Nutzen von elektronischen Einkaufshelfern. Ein weiterer Vortrag geht der Frage nach, ob Ernährungsinformationen aus dem Internet und Smartphone-Apps eine Chance zur Nutzung von Ernährungskompetenzen darstellen und stellt erste Ergebnisse einer Fallstudie vor. Prof. Dr. Ingrid-Ute Leonhäuser und Carina Schnellbächer von der Universität Gießen fordern, dass evidenzbasierte Informationen bzw. Internetseiten als solche kenntlich und verstehbar gemacht werden sollten, da das Internet und ernährungsbezogene Apps bereits von vielen Verbrauchern für Ernährungsinformationen genutzt werden. So könnten beide Medien in Zukunft stärker ernährungskompetente  Entscheidungen fördern.

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