'Öko-Test' startet chinesisches Portal mit Tests von Milchpulver

18.05.2015 - China

Nach vierjähriger Vorbereitung hat die deutsche Zeitschrift "Öko-Test" ein Verbraucherportal in China gestartet. In der ersten Ausgabe prangerte das Online-Portal Okoer mangelnde Qualität bei Milchpulver in China an. "Die Qualität lag durchschnittlich unter der in Deutschland", sagte "Öko-Test"-Chefredakteur Jürgen Stellpflug der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Peking.

Die Tester hatten neun Produkte von internationalen Milchpulverherstellern in China gekauft und in deutschen Laboren untersuchen lassen. Fünf der Produkte wurden wegen hoher Mineralbestandteile, einem hohen Anteil von Fettschadstoffen und Rückständen von Reinigungsmitteln als ungenügend eingestuft.

"Alle Tests werden in deutschen Laboren durchgeführt", sagte Stellpflug. Dadurch könne das Portal in China vertrauen gewinnen.

Gleichzeitig würde auf okoer.com auch auf Chinesisch übersetzte Artikel aus der Zeitschrift "Öko-Test" erscheinen. Hinter dem Portal steht die SPD-Medienholding DDVG mit etwas mehr als der Hälfte der Unternehmensanteile. Den Rest halten drei chinesische Firmen.

In der ersten Phase soll Okoer ausschließlich internationale Produkte auf dem chinesischen Markt untersuchen. "Wir drücken uns nicht vor chinesischen Marken", sagte Stellpflug. Nicht Furcht vor Reaktionen chinesischer Hersteller sei der Grund für die Entscheidung gewesen, sondern der Wunsch, die chinesische Mittelschicht als Kunden anzusteuern. "Die 400 Millionen Menschen der chinesischen Mittelschicht haben auch das Geld, um sich andere Produkte zu kaufen, wenn Produkte bei Tests ungenügend abschneiden", sagte Stellpflug.

Gleichzeitig könne Okoer mit seinen Tests indirekt auch die Qualität anderer Hersteller beeinflussen. "Das hat in Deutschland auch funktioniert."

Lebensmittel- und Produktsicherheit ist ein sehr großes Thema in China. Dutzende Skandale etwa um verseuchtes Milchpulver, verdrecktes Mineralwasser oder Schwermetalle im Reis haben das Vertrauen chinesischer Verbraucher in heimische Produkte gestört.

Als besonders dramatisch gilt ein Vorfall aus dem Jahr 2008: Kurz nach den Olympischen Sommerspielen kam heraus, dass Produzenten die verbotene Chemikalie Melamin unter das Milchpulver gemischt hatten.

Es ist ein industrielles Bindemittel, mit dem minderwertige Milch künstlich aufgebessert werden kann. Die Bilanz: Mindestens sechs Säuglinge starben, fast 300 000 Kleinkinder erkrankten an Nierensteinen./seu/DP/zbc (dpa) 

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