Gerangel um den Dorsch: Ostsee-Fangmengen für 2017 stehen

11.10.2016 - Luxemburg

Viele Ostseefischer sahen sich schon vor dem Aus. Der Grund: Wissenschaftler und EU-Kommission hatten eine drastische Senkung der Dorsch-Fangmengen vorgeschlagen. Ganz so dicke kommt es für die Fischer nun nicht. Ein Überblick:

Was kommt auf die Ostseefischer zu?

Im Westen sinkt die Dorsch-Fangmenge um 56 Prozent gegenüber 2016, in der östlichen Ostsee um 25 Prozent. Deutsche Fischer können damit laut Diplomaten in der westlichen Ostsee 2017 insgesamt 1194 Tonnen Dorsch fangen (von 5597 Tonnen insgesamt), im Osten 2820 Tonnen (von 30 857 Tonnen). In der Diskussion war ursprünglich eine deutlich stärkere Kürzung um 88 Prozent im Westen - viele Fischer sahen sich vor dem Aus.

Hinzu kommen eine Ausweitung der Fangverbote für die westliche Ostsee um zwei auf nun insgesamt acht Wochen. Dies soll die Bestände während der Laichsaison im Februar und März schonen.

Was ist mit anderen Fischbeständen?

Es gibt mehr Scholle, allerdings bei einer niedrigen Ausgangsmenge: Die Quote verdoppelt sich für die gesamte Ostsee nahezu auf 7 862 Tonnen. Die Heringsquote klettert im Westen um 8 Prozent auf 28 401 Tonnen. Beim Lachs ändert sich kaum etwas: Für 2017 ist erneut eine Fangmenge von 95 928 Tonnen vorgesehen, nur im Golf von Finnland im äußersten Osten gibt es eine Kürzung um ein Fünftel. Die Sprottenquote steigt um 29 Prozent auf 260 993 Tonnen.

Wie werden solche Quoten festgelegt?

Zuerst legen Wissenschaftler ihre Einschätzung zum Zustand der Bestände vor. Ein Bestand ist eine Fischart in einem bestimmten Meeresgebiet. Auf dieser Grundlage macht die EU-Kommission Vorschläge zu Fangmengen für das Folgejahr. Schließlich handeln die EU-Staaten die Quoten in oft zähen Verhandlungen miteinander aus - im Oktober für die Nordsee, im Dezember für Nordsee, Atlantik und Schwarzes Meer. Die Quoten für empfindliche Tiefseebestände, die aber nur einen kleinen Teil der Fangmenge ausmachen, werden nur alle zwei Jahre festgezurrt.

Ist das nicht alles ziemlich kurzfristig gedacht?

Umweltschützer sehen das so. Sie sprechen von "politischen Quoten" und meinen damit, dass die Fangmengen von kurzfristigen politischen Interessen motiviert, aber nicht langfristig verträglich sind. Die EU hat das Problem auch erkannt und ihre Fischereipolitik 2013 grundsätzlich umgekrempelt. Bis spätestens 2020 sollen alle Bestände auf einem langfristig verträglichen Niveau befischt werden. Mit so genannten Mehrjahresplänen versuchen die EU-Staaten nun, dies zu erreichen. Ab dem kommenden Jahr gilt solch ein Plan erstmals für alle Ostsee-Bestände. Aber das Tauziehen um den Dorsch zeigt: Gefeilscht wird immer noch.

Was ist eigentlich mit Freizeitfischern?

Wer zum Vergnügen angelt, muss sich umstellen. Erstmals führt die EU auch hier Obergrenzen ein, da Freizeitfischer mittlerweile ähnlich viel Dorsch aus der Ostsee holen wie Berufsfischer. In der Laichsaison im Februar und März dürfen sie höchstens drei Dorsche pro Tag angeln, im Rest des Jahres fünf./hrz/DP/das(dpa)

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