Neue DGE-Position zu pflanzlichen Milchalternativen: ProVeg nimmt Stellung

17.09.2024
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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat gestern ein Positionspapier zu Kuhmilch und pflanzlichen Milchalternativen veröffentlicht.1 ProVeg-Ernährungsexpertin Anna-Lena Klapp urteilt: „Die neue DGE-Position zu pflanzlichen Milchalternativen ist ein deutliches Signal für die Notwendigkeit von politischer Unterstützung für pflanzliche Alternativprodukte in Deutschland.“

Anna-Lena Klapp

Anna-Lena Klapp, Leiterin Ernährung & Gesundheit, ProVeg International.

DGE erkennt Normalität von Pflanzenmilch an

Die DGE ist die deutsche Ernährungsfachgesellschaft und damit Referenz für die professionelle Ernährungsberatung und für die Menüplanung in der Gemeinschaftsverpflegung von Schulen, Universitäten und Betriebskantinen. In der Vergangenheit hat die DGE ausschließlich Kuhmilch und Kuhmilchprodukte zur Deckung von Nährstoffen wie Kalzium empfohlen. Dass sie nun auch pflanzliche Milchalternativen befürwortet, findet Anna-Lena Klapp bemerkenswert. „Die neue Position der DGE ist ein entscheidender Schritt zur institutionellen Normalisierung von pflanzlichen Milchalternativen in Deutschland“, so die Einschätzung Klapps.

Die DGE berücksichtigt in ihrem Papier, dass einige Menschen wenig oder keine Kuhmilch konsumieren, andere wiederum einen höheren Verzehr haben als empfohlen. „Die DGE erkennt das tatsächlich Konsumverhalten der Bevölkerung an und gibt endlich erstmals konkrete Handlungsempfehlungen“, lobt Klapp. Das Positionspapier betont zwei wichtige Kernargumente für pflanzliche Milchalternativen: Die Produkte können die Umsetzung einer pflanzenbetonten Ernährung erleichtern, denn sie vergrößern das Angebot an pflanzlichen Nahrungsmitteln. Außerdem sind die Umweltauswirkungen ihrer Herstellung generell geringer als die der Kuhmilchproduktion.

ProVeg: Konkrete Empfehlungen für Hersteller und Verbraucher

ProVeg stimmt der DGE zu, dass pflanzliche Milchalternativen erst eine adäquate Alternative zu Kuhmilch darstellen, wenn sie mit Kalzium, Jod, Vitamin B2 und B12 angereichert sind. Seit Langem sensibilisiert ProVeg Verbraucher und Hersteller hierfür. „Dass auch die DGE auf die Bedeutung der Anreicherung hinweist, dient nicht nur der Verbraucherorientierung, es ist auch ein nachdrückliches Zeichen an die Hersteller von pflanzlichen Milchalternativen“, hebt Klapp hervor. Dennoch ist sie nicht ganz zufrieden: „Ich wünsche mir noch genauere Anreicherungsempfehlungen für die Hersteller, wie sie die niederländische Ernährungsfachgesellschaft bereits gibt.“

Nun gelte es, die offiziellen DGE-Empfehlungen – allem voran die Gruppe „Milch und Milchprodukte“ – sowie den DGE-Ernährungskreis2 anzupassen und pflanzliche Milchalternativen gemäß der neuen Position einzubinden, fordert Klapp. Derzeit sind die Empfehlungen zu pflanzlichen Milchalternativen noch sehr vage formuliert, die Grafik berücksichtigt die Produkte gar nicht. 

Die Swedish Food Agency verwendet zum Beispiel ein pflanzliches Symbol neben dem Milchglas.3 Die nationalen britischen Ernährungsempfehlungen sprechen in ihrer Grafik klar von „Sojamilch“.4 ProVeg wünscht sich außerdem Mengenempfehlungen mit Blick auf konkrete Beispiele für pflanzliche Alternativen: „Die Verbraucher sollten zum Beispiel wissen, wie eine Portion mit Kalzium angereicherte Sojamilch zum täglichen Kalziumbedarf beiträgt“, erläutert Klapp.

Neue Studie: Gut für Blutfette, Blutdruck und Entzündungen

Pflanzenmilch hat in vielen Kulturen weltweit eine lange Tradition. Dennoch braucht es generell noch mehr Forschung zum Konsum pflanzlicher Milchalternativen, da die flächendeckende Vermarktung der Produkte neuer ist als bei Kuhmilch, befindet Klapp.

Eine ebenso vielversprechende wie umfangreiche neue Publikation, die es wohl aufgrund ihrer Aktualität nicht mehr ins DGE-Positionspapier geschafft hat, erklärt, dass sich der Austausch von Kuh- durch Sojamilch bei Erwachsenen positiv auf Blutfette, Blutdruck und Entzündungen auswirken kann.5 Deshalb sollten Nahrungsmittel wie angereicherte Sojamilch für die Umstellung auf eine gesunde pflanzenbetonte Ernährung politisch gefördert werden, folgern die Studienautoren, zum Beispiel durch nationale Ernährungsempfehlungen wie die der DGE.

Quellen

1 Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2024): Kuhmilch und pflanzliche Milchalternativen – neues DGE-Positionspapier, Pressemitteilung vom 12.09.2024. Online unter: https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/kuhmilch-und-pflanzliche-milchalternativen-dge-positionspapier/

2 Deutsche Gesellschaft für Ernährung: DGE-Ernährungskreis – Milch und Milchprodukte, Zugriff am 13.09.2024. Online unter: https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/gut-essen-und-trinken/dge-ernaehrungskreis/milch-und-milchprodukte/

3 Ingredients Network (2023): Swedish Food Agency updates food plate model to consider planetary health, veröffentlicht am 21.03.2023. Online unter: https://www.ingredientsnetwork.com/swedish-food-agency-updates-food-plate-model-to-news120329.html

4 National Health Service (2022): The Eatwell Guide, aktualisiert am 29.11.2022. Online unter: https://www.nhs.uk/live-well/eat-well/food-guidelines-and-food-labels/the-eatwell-guide/

5 Erlich, M. N., D. Ghidanac, S. Blanco Mejia et al. (2024): A systematic review and meta-analysis of randomized trials of substituting soymilk for cow’s milk and intermediate cardiometabolic outcomes: understanding the impact of dairy alternatives in the transition to plant-based diets on cardiometabolic health, BMC Med 22, S. 336. Online unter: https://doi.org/10.1186/s12916-024-03524-7

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