Beck's-Brauer AB Inbev zurrt Milliardenangebot für SABMiller fest

12.11.2015 - Belgien

Das größte Übernahmeangebot der Brauindustrie ist nun amtlich: Nach längerem Hin und Her hinter den Kulissen legt der weltgrößte Braukonzern AB Inbev <ABI.BRU> <ITK.FSE> 71 Milliarden britische Pfund (100 Mrd Euro) für den Rivalen SABMiller auf den Tisch. Um den Deal auch den Wettbewerbshütern schmackhaft zu machen, wollen die beiden Konzerne in den USA auch milliardenschwere Unternehmensteile verkaufen, wie sie am Mittwoch mitteilten.

Mit dem öffentlichen Angebot zurrt die belgisch-amerikanische Anheuser Busch Inbev (AB Inbev) seine seit Wochen bekannte Offerte auch offiziell fest, wie es nach britischem Fusionsrecht verlangt wird. Mehrfach erhielt der Budweiser- und Beck's-Mutterkonzern von den britischen Behörden dazu eine Fristverlängerung. Obwohl eine grundsätzliche Einigung der beiden Führungsetagen erzielt worden war, mussten noch Details geklärt werden.

Dazu gehört vor allem der Verkauf von Teilen in den USA, weil die durch eine Übernahme entstehende Marktmacht wohl vor allem den Aufsehern dort nicht in den Kram gepasst hätte. Für 12 Milliarden Dollar (11,2 Mrd Euro) in bar soll der SABMiller-Anteil am Gemeinschaftsunternehmen MillerCoors nun an den Partner Molson Coors gehen. Nach Ansicht von Experten ist das eine Voraussetzung für eine Zustimmung der Behörden. Auch in China könnten demzufolge noch Verkäufe nötig werden.

AB Inbev bietet 44 Pfund je Aktie für den Großteil der Papiere von SABMiller. Die beiden größten Aktionäre - der US-Tabakkonzern Altria ("Marlboro") und Bevco aus San Salvador - sollen ihre Anteile gegen einen Mix aus speziellen AB-Inbev-Aktien und Bargeld abgeben, der etwas niedriger bewertet ist. Beide haben dem Vorhaben den Angaben zufolge zugestimmt.

Die SABMiller-Aktie legte in London um knapp 3 Prozent auf fast 41 Pfund zu. Auch bei AB Inbev sehen die Aktionäre das Vorhaben positiv: Seit dem Kursniveau von Ende September bei 95 Euro haben die Papiere rund ein Sechstel zugelegt.

Der Deal ist auch abseits der gebotenen Summen rekordverdächtig:

Rund jedes dritte Bier weltweit würde in den Kesseln des fusionierten Konzerns gebraut. Neben den AB-Inbev-Sorten gehörten dann auch SAB-Marken wie Foster's, Pilsner Urquell und Grolsch dazu. Rund die Hälfte des Gewinns in der Branche entfiele auf den neuen Riesen. Nach Schätzungen von Analysten der französischen Investmentbank Exane BNP würde das neue Unternehmen in 24 der 30 größten Biermärkte weltweit einen der beiden vorderen Plätze belegen. Zusammen würden die Unternehmen jährlich rund 64 Milliarden Dollar Umsatz machen.

Beide Konzerne veranschlagen durch den Zusammenschluss Einsparungen vor Steuern von mindestens 1,4 Milliarden Dollar jährlich. Dazu würden unter Umständen bestimmte Umbauten und organisatorische Veränderungen im Konzern nötig, teilten die beiden Unternehmen mit. Konkrete Aussagen zu Arbeitsplätzen und Standorten machten sie nicht. Der Zukauf ist AB Inbev auch wegen der möglichen Einsparungen einiges wert: Sollte das Geschäft platzen, wird eine Strafe von 3 Milliarden Dollar fällig.

Nach Vorstellung von AB-Inbev-Chef Carlos Brito krönt das Geschäft die Übernahmewelle, die den von ihm geführten Konzern über das vergangene Jahrzehnt von einem regionalen Brauer zum größten Bierkonzern der Welt machte. Zuletzt machte dem im belgischen Leuven ansässigen Unternehmen aber der abklingende Bierdurst in Industrieländern zu schaffen. SABMiller ist traditionell vor allem in Afrika stark - die Region gilt mit der Hoffnung auf eine wachsende Mittelschicht als besonders vielversprechend für weiteres Wachstum in der Branche./men/she/fbr (dpa)

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