Fleischkonsum 2018 in der Schweiz

01.04.2019 - Schweiz

Gegenüber dem Vorjahr nahm das in der Schweiz produzierte Fleisch zu, die Importe hingegen ab. Das Gesamtangebot von Fleisch stieg 2018 um 1‘930 Tonnen Verkaufsgewicht (VG). Pro Person blieb der Konsum gegenüber dem Vorjahr praktisch stabil. Durch die Anpassung der Ausbeutefaktoren beim Geflügel zur Umrechnung der Inlandproduktion in verkaufsfertiges Fleisch stieg der Konsum von Geflügel und damit der Gesamtkonsum massiv an. Schweizer Fleisch ist nach wie vor beliebt, sein Anteil am Gesamtkonsum stieg auf 82%.

webandi/ Pixabay

Im Auftrag des Bundesamtes für Statistik und des Bundesamtes für Landwirtschaft erhebt und publiziert Agristat, die Statistikabteilung des Schweizer Bauernverbandes, die Schlachtgeflügelproduktion. Um die Menge an verkaufsfertigem Geflügelfleisch berechnen zu können, werden Faktoren zur Umrechnung des Lebendgewichts in Schlachtgewicht und vom Schlachtgewicht in verkaufsfertiges Fleisch bestimmt. Die letzte Anpassung dieser Faktoren fand im Jahr 2008 statt. Seither hat sich bei der Schlacht- und Zerlegungsausbeute sowie an der Verkaufsfront einiges verändert, so dass eine Überprüfung der Faktoren notwendig wurde. Neu werden für die Berechnung die Schlachtkörper als Ganzes mit Knochen berücksichtigt, falls sie in dieser Form z.B. als Grillpoulet verkauft werden. Ebenfalls neu miteinbezogen werden bei den Poulets und den Truten die Anteile, welche für die Charcuterie-Produktion eingesetzt werden. Mit der neuen Berechnungsmethodik ergibt dies eine markant höhere Menge an verkaufsfertigem Geflügelfleisch pro Kopf und Jahr sowie einen höheren Inlandanteil als bisher. Um die Vergleichbarkeit mit dem Vorjahr zu gewährleisten, wurden die Zahlen von 2017 ebenfalls neu berechnet. Die neue Berechnung trägt der aktuellen Situation an der Verkaufsfront besser Rechnung. Immerhin werden heute 1/5 des Schlachtgeflügels als ganze Grillpoulets verkauft.

Fleischkonsum im Wandel der Gesellschaft Die Schweizer Fleischbranche versorgte 2018 den Schweizer Markt mit 445‘105 Tonnen Fleisch. Bezogen auf die mittlere in der Schweiz anwesende Bevölkerung ergab dies einen Pro-Kopf-Konsum von 52 kg/Jahr, berechnet als verkaufsfertige Menge Fleisch. 82% davon stammten aus inländischer Produktion. In diesen Zahlen nicht eingeschlossen sind private Einkäufe im Ausland, Fleischlager und Vorratshaltung in den Privathaushalten und in der Gastronomie sowie Schmuggelware. Eine im Januar 2018 vom Marktforschungsinstitut Dichter Research AG durchgeführte Repräsentativbefragung bei 800 Privatkonsumenten in der Deutsch- und Westschweiz ergab, dass 94% der Befragten regelmässig Fleisch essen. Davon konsumierten nach eigener Einschätzung 6% «eher mehr», 22% «eher weniger» und 72% «gleich viel» Fleisch und Fleischerzeugnisse wie vor fünf Jahren.  Wie das Schweizer Ernährungsbulletin 2019 zeigt, nimmt der Pro-Kopf-Konsum von Nahrungsmitteln generell ab. Ursache dafür ist unter anderem die Abnahme des Energiebedarfs in der heutigen Gesellschaft, einerseits wegen der verminderten körperlichen Aktivität im Berufsleben. Während früher deutlich mehr Arbeitnehmer körperlich intensive Tätigkeiten verrichten mussten, haben die eher kopflastigen Beschäftigungen insbesondere im Dienstleistungssektor deutlich zugenommen. Andererseits sinkt mit steigendem Durchschnittsalter der Energiebedarf – ältere Menschen konsumieren weniger Nahrungsmittel als jüngere. Aber auch Ernährungs- und Fitnesstrends tragen sicherlich dazu bei, dass sich der Nahrungsmittelverbrauch verändert. Den sich wandelnden Konsumgewohnheiten und dem veränderten Nahrungsmittelbedarf gilt es auch in der Lebensmittelproduktion Rechnung zu tragen. Die Zeiten steigender Konsummengen sind vorbei, dafür steigen die Ansprüche an Qualität und an einen sorgsamen Umgang mit dem Tier und der Umwelt. Mit ihrer Vision trägt die Schweizer Fleischbranche dem Rechnung. Sie will die Wertschätzung und Anerkennung von Schweizer Fleisch wieder steigern.
 
Mehr Schlachtungen, mehr Fleisch und gute Nachfrage beim Grossvieh Rindvieh und Lämmer beweiden Wiesen und sorgen damit für eine sinnvolle Nutzung des Graslandes. Wenn aber Trockenheit die Beweidung zeitweise unmöglich macht, fehlt nicht nur das Futter im Moment, sondern auch das hofeigene Futter für den Winter. Dies gab 2018 für viele Milchproduzenten den Ausschlag, ihre Kuhbestände anzupassen und Tiere zur Schlachtung zu bringen. Die Schlachtungen von Rindern waren ebenfalls höher als im Vorjahr (+7 %). Bei den Schafen wurden 8,5% mehr Tiere zur Schlachtung gebracht als 2017. Die Fleischmenge vom gesamten Rindvieh stieg damit 2018 um 7,1%. Allein die Menge aus den Kuhschlachtungen war um 6,4% höher als im Vorjahr. Dieses Fleisch wird zu Wurstwaren, Hamburgern oder Hackfleisch verarbeitet. Hier ist die Nachfrage nach wie vor gross und das Inlandangebot muss oft mit Importen ergänzt werden. Nicht so 2018: Das hohe inländische Angebot führte dazu, dass zur optimalen Marktversorgung weniger Importe getätigt wurden. Insgesamt gingen die Fleischeinfuhren gegenüber 2017 um 3,6% zurück.  Die Schweinebranche passte ihre Produktionsmenge der sinkenden Nachfrage an, die Inlandproduktion von Schweinefleisch nahm um 3,2% ab.  Die inländische Geflügelfleischproduktion stieg 2018 noch einmal an, und zwar um 5,8% auf 78‘376 t VG. Trotzdem mussten zusätzlich 44‘780 t Geflügelfleisch importiert werden, um den Bedarf zu decken. Allerdings wurden 83% der Importe als Brüste bezogen. Die Nachfrage nach diesen Teilstücken wächst überproportional, während vom inländischen Geflügel nicht alles für den menschlichen Konsum verwertet werden kann und im Haustierfutter landet. Die Schweizer Verarbeiter setzen sich aber zum Ziel, von jedem inländischen Geflügelschlachtkörper möglichst alles Fleisch für den menschlichen Verzehr zu nutzen. Sie setzen in der Entbeinung deshalb neue Technologien ein, mit welchen die Ausbeute von qualitativ hochwertigem Rohmaterial für die Geflügelcharcuterie erhöht werden kann.
 
 

Weitere News aus dem Ressort Wirtschaft & Finanzen

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

Fleisch aus dem Labor