Erscheinungsbild
Alicyclobacillus ist eine Gattung grampositiver Bakterien, in älteren Kulturen sind sie gramvariabel. Die Zellen haben die Form von Stäbchen mit einem Durchmesser von 0,3 bis 0,8 µm und einer Länge von 2,0 bis 4,5 µm. Sie können sich aktiv bewegen, sie sind motil. Unter ungünstigen Umweltbedingungen bilden sie Endosporen als Überdauerungsformen aus. Die Bildung der Endosporen erfolgt unabhängig davon, ob genügend Sauerstoff vorhanden ist. Die Endosporen mancher Alicyclobacillus-Arten sind sehr hitzeresistent und überleben eine kurzzeitige Erhitzung auf 92 °C. Das ist problematisch für die Fruchtsaftindustrie.
Wachstum und Stoffwechsel
Alicyclobacillus wächst strikt aerob, kann sich also nur vermehren, wenn Sauerstoff vorhanden ist. Alicyclobacillus-Arten sind thermophil („wärmeliebend“) und acidophil („säureliebend“). Sie wachsen bei Temperaturen zwischen 20 und 70 °C, wobei die optimale Wachstumstemperatur zwischen 35 und 60 °C liegt. Das pH-Optimum liegt zwischen 2,0 und 6,0.
Chemotaxonomische Merkmale
Obwohl für die Firmicutes eigentlich ein niedriger GC-Gehalt in der Bakterien-DNA typisch ist, liegt dieser bei Alicyclobacillus-Arten eher hoch, zwischen 48,7 und 62,7 Mol-Prozent. Das Hauptchinon ist Menachinon vom Typ MK-7. Die Lipide in der Biomembran weisen ungewöhnliche Fettsäuren auf, die als Omega-alicyclisch (ω-alicyclisch) bezeichnet werden und im Gattungsnamen berücksichtigt wurden. Der griechische Buchstabe Omega bezieht sich auf die letzte Position in der Kohlenstoffkette. Die Verwendung von griechischen Kleinbuchstaben als Lokant ist bei Fettsäuren üblich. Alicyclische Verbindungen sind ringförmige Kohlenwasserstoffe. Die Ringe in der Struktur dieser Fettsäuren bestehen meist aus sechs oder sieben Kohlenstoffatomen, derartige Ringsysteme werden als Cyclohexan bzw. Cycloheptan bezeichnet.
Auf diese Besonderheit ist im Artnamen Alicyclobacillus cycloheptanicus verwiesen worden. Bei dieser Art finden sich in der Zellmembran überwiegend Fettsäuren mit einem endständigen Cycloheptan: Omega-Cycloheptylundecansäure (ω-Cycloheptan C18:0), Omega-Cycloheptyltridecansäure (ω-Cycloheptan C20:0) und Omega-Cycloheptyl-alpha-hydroxyundecansäure (ω-Cycloheptan C18:0 2-OH). Bei A. acidocaldarius und A. acidiphilus überwiegen die Omega-alicyclischen Fettsäuren mit einem Ring aus sechs Kohlenstoffatomen: Omega-Cyclohexylundecansäure (ω-Cyclohexan C17:0) und Omega-Cyclohexyltridecansäure (ω-Cyclohexan C19:0).
Mit der Entdeckung der Art A. pomorum wurde die Beschreibung typischer Fettsäuren 2003 erweitert: Neben den Omega-alicyclischen Fettsäuren kommen auch geradkettige und verzweigtkettige, gesättigte Fettsäuren vor. Typische Vertreter für die letzteren sind Fettsäuren mit den Abkürzungen iso-C15:0 (iso-Pentadecansäure), anteiso-C15:0 (anteiso-Pentadecansäure), iso-C16:0 (iso-Hexadecansäure), iso-C17:0 (iso-Heptadecansäure) und anteiso-C17:0 (anteiso-Heptadecansäure). Die Fettsäuren mit insgesamt 15 bzw. 17 C-Atomen gehören außerdem noch zu den ungeradzahligen Fettsäuren.