Möglicher Bier-Deal - AB Inbev will SABMiller schlucken

17.09.2015 - Belgien

Auf dem globalen Biermarkt bahnt sich eine neue Mega-Fusion an. Der weltgrößte Brauereikonzern AB Inbev will die Nummer zwei, SABMiller, schlucken. Der Konzern mit Sitz in Belgien wolle SABMiller ein Kaufangebot vorlegen, bestätigten beide Seiten am Mittwoch. Kommt es zum Zusammenschluss, würde künftig jedes dritte weltweit verkaufte Bier von dem neuen Multi stammen. Details über die Konditionen einer möglichen Offerte gibt es laut SAB noch nicht.

Allerdings sei der Konzern bereit für Gespräche.

Bis zum 14. Oktober hat AB Inbev Zeit, ein festes Angebot vorzulegen. Analysten schätzen, dass der Konzern am Ende mehr als 100 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen muss. SABMiller-Aktien legten am Mittwoch in London um fast ein Viertel auf 3,737 Pence zu.

Damit beläuft sich der aktuelle Marktwert auf 60 Milliarden Pfund (93 Milliarden Dollar). Beobachter glauben, dass AB noch einmal deutlich mehr bieten wird. Sie sehen für den Konzern ein zusätzliches Gewinnpotenzial von 30 Prozent durch die Übernahme. Für die Papiere von AB Inbev ging es um gut sieben Prozent nach oben. Vor Bekanntwerden des Annäherungsversuchs hatten SAB-Aktien in diesem Jahr knapp 20 Prozent an Wert verloren haben. 

KONZERNE ERGÄNZEN SICH GUT

Ein Deal wäre ein Paukenschlag auf dem Markt: Gemeinsam kamen die beiden weltgrößten Bierbrauer vor Bekanntwerden der Übernahmepläne auf eine Marktkapitalisierung rund 250 Milliarden US-Dollar (221 Mrd Euro). Nach den jüngsten Kurssprüngen wäre es noch deutlich mehr.

Die beiden Unternehmen würden sich geographisch recht gut ergänzen. AB Inbev ist etwa mit der Marken wie Beck's und Budweiser gerade in Europa und Nordamerika stark vertreten. SABMiller trumpft in vielen Schwellenländern und vor in Lateinamerika als Marktführer auf und konnte so Schwächen in Nordamerika immer wieder ausgleichen.

Bekannte Marken sind etwa Pilsner Urquell, Grolsch, Tyskie, Miller und Foster's. 

GROSSER DRUCK

Die beiden Konzerne waren in den vergangenen Jahren durch allerlei Übernahmen rasant gewachsen. So entstand SABMiller 2002 aus der Fusion der südafrikanischen South African Breweries sowie der Miller Brewing Company, Sitz ist London. Die US-Großbrauerei Anheuser-Busch und der belgische Bierkonzern Inbev hatten sich 2008 zusammengeschlossen. Eine mögliche Fusion der beiden größten Braukonzerne gilt nun bei vielen Beobachtern als das große Finale der Konsolidierungswelle.

Der Druck in der Branche ist groß: In den Industrieländern wächst der Bierdurst nicht mehr, nur durch Zukäufe kommen die großen Unternehmen noch zu Wachstum. Verändertes Konsumverhalten und eine breitere Angebotspalette belasten die großen Standardsorten. Unter anderem bieten die Konzerne daher auch verstärkt Mischgetränke an.

Erst im vergangenen Jahr war SABMiller mit dem Versuch gescheitert, die weltweite Nummer drei Heineken zu schlucken. 

ZWEI GROSSAKTIONÄRE BEI SAB

Spekulationen um die beiden Platzhirsche gibt es auf dem Biermarkt schon länger. Der größte Aktionär von AB Inbev, die brasilianische Finanzgruppe 3G, zierte sich aber bisher, wirklich aktiv zu werden. Wie die "Financial Times" (FT) unter Berufung auf Insider berichtet, seien die Brasilianer nun bereit für entsprechende Gespräche.

Allerdings hätten die beiden Konzerne für einen Deal einige Hürden zu überwinden: Unter anderem in den USA müsste AB Inbev vermutlich Unternehmensteile abgeben, um das Geschäft Wettbewerbshütern schmackhaft zu machen. Unter anderem dürfte die SAB-Beteiligung am US-Brauer Molson Coors zur Disposition stehen. Um bei SAB zu punkten, muss AB Inbev zwei Großaktionäre auf seine Seite

ziehen: der US-Tabakkonzern Altria hält 27 Prozent der Anteile, die Familie des kolumbianischen Milliardärs Alejandro Santo Domingo weitere 14 Prozent./enl/men/fbr (dpa)

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