Sebastian Kneipp Preis 2014

Forscher für Erkenntnisse zur Therapie mit Naturstoffen bei Entzündungen und Krebs geehrt

27.05.2014 - Deutschland

Den Sebastian Kneipp Preis, dotiert mit einem Preisgeld von 10.000 Euro teilen sich in diesem Jahr zwei Forschergruppen aus dem Bereich Phytotherapie. Prof. Dr. Jürg Gertsch wurde für seine Erkenntnisse zur entzündungshemmenden Wirkung von Ingwer geehrt. Dr. Christian Busch und Dr. Dr. Sascha Venturelli erhielten eine Anerkennung für ihre klinisch onkologische Forschung an Vitamin C und dem in Weintrauben und Rotwein vorkommenden Polyphenol Resveratrol. Die Preise überreichte Dr. Hans Horst Fröhlich, erster Vorsitzender der Kneipp Stiftung, am Freitag im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung im historischen Sebastianeum in Bad Wörishofen.

Kneipp GmbH

Feierliche Übergabe (v.l.n.r): Dr. Hans Horst Fröhlich (Kneipp-Stiftung), Prof. Dr. Jürg Gertsch, Dr. med. Christian Busch, Dr. Bruno Frank (Kneipp-Stiftung/ehemals Firma Kneipp), Dr. med. Dr. rer. nat. Sascha Venturelli und Bürgermeister Bad Wörishofen Paul Gruschka.

Gewürze als Arzneimittel

Nicht erst zu Lebzeiten Sebastian Kneipps - sondern bereits seit der Steinzeit vertraut der Mensch auf die Wirkung von Heilpflanzen und Gewürzen. So ist beispielsweise der medizinische Einsatz von Ingwer nicht neu: Die Pflanze wird traditionell bei chronischen Entzündungen, Erkältungen und Fieber verabreicht. Wie bei vielen anderen Gewürzen liegen hierzu zwar einige Wirknachweise vor, aber ein neues Licht ins Dunkle bringt die Forschergruppe um Dr. Jürg Gertsch vom Institut für Biochemie und Molekulare Medizin, Bern. Sie konnten neuartige entzündungshemmende und immunpharmakologische Eigenschaften der Ingwerinhaltsstoffe ausfindig machen und so das Wissen um die vielfältigen Wirkungen von Ingwer vertiefen.

Neue Erkenntnisse über die Wirkung von Ingwer

Ingwer enthält fettlösliche Stoffe, die Phenylporpanoide, die in denselben Entzündungsweg eingreifen wie Acetylsalicylsäure, doch blockieren die Ingwerinhaltsstoffe nicht nur ein Enzym, sondern mehrere Enzyme gleichzeitig. Gertsch wies in einer Studie nach, dass Ingwer Phenylpropanoide (Gingerole und Shogaole) auf diesem Weg auch den Entzündungsfaktor, Interleukin-1beta, potent inhibieren können. "Die Natur arbeitet häufig mit dieser Art von Polypharmakologie, was sich in zahlreichen Synergien auswirkt. Weil solche Synergie-Effekte besonders schwierig zu untersuchen sind, freue ich mich, dass die Sebastian Kneipp Stiftung unser Engagement honoriert", so der Preisträger.

Naturstoffe zur Behandlung bei Krebserkrankungen

Auch die Forscher Dr. Christian Busch und Dr. Dr. Sascha Venturelli von der Universitätsklinik Tübingen beschäftigten sich seit Langem mit naturheilkundlichen und phytotherapeutischen Ansätzen. Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf der Erforschung von Prophylaxe- und Behandlungsmöglichkeiten von Tumorerkrankungen mit Pflanzen- und Nahrungsinhaltsstoffen. Busch und Venturelli wiesen in ihren Arbeiten nach, dass die weit verbreiteten Naturstoffe Ascorbat (Vitamin C) und Resveratrol (ein Polyphenol) molekulare Mechanismen induzieren, welche für die Therapie von Krebspatienten äußerst förderlich sein könnten. Darüber hinaus stellten sie fest, dass bei bestimmten Tumorpatienten oft zu wenig Vitamin C im Blut vorliegt.

Neue Wege in der Krebstherapie

Die Forscher identifizierten und charakterisierten erstmals einen für die Krebstherapie äußerst interessanten epigenetischen molekularen Wirkmechanismus für die sowohl in der Nahrung aber auch in Heilplanzen vorkommenden Polyphenole bzw. Flavonoide Kaempferol, Resveratrol, 6-Prenylnaringenin und 8-Prenylnaringenin. Sie konnten aufzeigen, dass diese natürlichen Wirkstoffe, welche auch in Weintrauben oder Hopfen vorkommen, die in aggressiven Tumorzellen oft deregulierte Enzymfamilie der Histondeacetylasen in ihrer Funktion hemmen und so das Tumorwachstum nachhaltig unterbinden.

Des Weiteren entdeckten die beiden Krebsforscher bei Experimenten mit 60 unterschiedlichen menschlichen Krebszelllinien, dass Vitamin C in der Kombination mit reinem Sauerstoff erhebliche antitumorale Eigenschaften besitzt und schlussfolgern daraus, dass die Kombination aus Vitamin C in hohen Dosen und Sauerstoff für die Behandlung von Krebspatienten besonders vielversprechend zu sein scheint. Mit ihren Arbeiten eröffnet sich daher ein neues, verbessertes therapeutisches Anwendungskonzept von Naturstoffen für die Krebstherapie.

Über den Sebastian Kneipp Preis

Die Preisverleihung fand in feierlicher Atmosphäre im Eustachius Kugler Saal des Sebastianeums, der Wirkstätte Sebastian Kneipps in Bad Wörishofen statt. Das historische Gebäude wurde im Jahr 1891 von Pfarrer Sebastian Kneipp gegründet. Der Sebastian Kneipp Preis fördert medizinisch und pharmazeutisch wissenschaftliche Arbeiten, die neue Erkenntnisse über die Kneipp-Therapie liefern. Neben den fünf Säulen der Kneipp-Therapie - Hydrotherapie, Phytotherapie, Ernährung, Bewegungstherapie, Ordnungstherapie - können auch Forschungserkenntnisse zur Prävention und Rehabilitation ausgezeichnet werden. Bereits seit 1971 verleihen die Sebastian-Kneipp-Stiftung und die Kneipp GmbH regelmäßig den mit 10.000 Euro dotierten Preis. Dem Preisrichterkollegium gehören namhafte Wissenschaftler deutscher und internationaler Universitäten an.

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