Familienfehde bei Tönnies geht in die nächste Runde

20.04.2015 - Deutschland

Im Fleischkonzern Tönnies streiten sich zwei Familien. Robert Tönnies wirft seinem Onkel Clemens groben Undank vor und fordert geschenkte Firmenanteile zurück. Es geht erneut um die Macht in Deutschlands größtem Fleischkonzern.

Das Landgericht in Bielefeld beschäftigt sich am Montag erneut mit dem Machtkampf beim Fleischkonzern Tönnies. Zwei Generationen ringen seit Jahren darum, wer im Gesellschafterkreis des Milliarden-Unternehmens das Sagen hat. Am Montag steht Robert, der Sohn des verstorbenen Firmengründers Bernd, als Kläger im Gerichtssaal. Er fordert von seinem Onkel Clemens, dem derzeitigen Boss des Konzerns, einen geschenkten 10-Prozent-Anteil an dem Unternehmen zurück. 

Der Streit geht auf ein umstrittenes Sterbeversprechen des Firmengründers Bernd Tönnies zurück. Der soll 1994 seinem Bruder versprochen haben, ihn zu gleichen Teilen an dem Unternehmen zu beteiligen. Bis dahin hielt Bernd 60 Prozent, Clemens 40 Prozent.

2008 vermachte dann Miteigentümer und Erbe Robert seinem Onkel Clemens 5 Prozent. Auch sein jüngerer Bruder Clemens (Junior) gab dem Onkel einen 5-Prozent-Anteil und verkaufte aus Gesundheitsgründen den Rest an Robert. Seitdem halten Onkel Clemens und Neffe Robert je 50 Prozent an der Tönnies-Gruppe (Umsatz 2014 rund 5,6 Milliarden Euro). Robert verlangt die verschenkten 10 Prozent jetzt allerdings zurück.

Er zweifelt das Sterbebettversprechen seines Vaters an und wirft seinem Onkel groben Undank vor. 

Zum Prozessauftakt im Herbst 2014 gab es im Gerichtssaal eine Schlammschlacht. Beide Seiten bezichtigten sich der Unwahrheit und plauderten pikante und intime Details aus den Familien aus. Ein Schlichtungsversuch des Gerichts war zuvor gescheitert. Robert hatte seinen Onkel aufgefordert, sich aus dem operativen Geschäft bei Tönnies zurückzuziehen. Der Aufsichtsratschef beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 lehnte das aber ab. 

Im Verlauf des Prozesses forderte das Landgericht Bielefeld im Februar den Kläger auf, stichhaltigere Beweise zu präsentieren, um zu belegen, dass es das Versprechen des Vaters an Clemens nicht gegeben habe. Außerdem äußerte das Gericht generell Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Anfechtung. Mit dem Bruder von Robert, Clemens (Junior), und dem Nachlassverwalter Josef Schnusenberg will das Gericht jetzt weitere Zeugen zur Sache vernehmen. Schnusenberg allerdings fehlt am Montag wegen eines lange geplanten Urlaubs entschuldigt. 

Mit dem Streit zwischen Onkel, Neffe und dem Unternehmen Tönnies sind mehrere Gerichte beschäftigt. Zuletzt hatte das Oberlandesgericht in Hamm ein doppeltes Stimmrecht von Clemens Tönnies im Gesellschafterkreis gekippt. Bei der aktuellen Pattsituation hätte ihm das zur Mehrheit verholfen. Das Landgericht Münster eröffnete am Donnerstag ein Verfahren um die Rückzahlung von Steuererstattungen über 11,35 Millionen Euro und setzte es am gleichen Tag wieder aus.

Der Konzern fordert das Geld von Clemens (Junior) zurück. Die Richter in Münster wollen erst abwarten, wie sich ein noch nicht terminierter Prozess am Landgericht Bielefeld entwickelt. Hier fordert Robert bis zu 100 Millionen Euro vom Unternehmen, die nicht wie vereinbart für den Ausstieg von Clemens gezahlt wurden.

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