Geschäft mit der Biokiste: Ökofans mögen es individuell
«Der Trend geht zunehmend zum Vollsortiment und selbst zusammengestellten Kisten am Rechner», sagt ein Sprecher des Öko-Anbauverbands Naturland. «Der Bauer wird zunehmend parallel noch zum Händler.» Mehr individualisierte Bestellungen bedeuten mehr Verwaltungsaufwand. Ökokisten sind nach Einschätzung von Naturland ein wachsendes Segment - wenn auch nur eine Nische im Bio-Markt. «Es kommt dem Trend einer bewussten und regionalen Ernährung entgegen und ist sehr bequem», sagt der Sprecher.
Vom Verband Ökokiste heißt es, die Betriebe müssten sich immer flexibler aufstellen, um in puncto Bequemlichkeit mit den konventionellen Lebensmittelbringdiensten mithalten zu können. «Ökokiste» ist die gemeinsame Marke von etwa 40 zertifizierten Lieferbetrieben in Deutschland, die zusammen etwa 50 000 Kunden versorgen, Tendenz steigend. Einer der Biokisten-Händler ist Dirk Agena aus Mauer bei Heidelberg mit etwa 2200 aktiven Kunden.
«Wir haben immer noch viele Abokisten, aber auf unserer Internetseite können die Kunden die Biokiste individuell gestalten», sagt der 54-Jährige. «Das wird definitiv mehr.» Etwa die Hälfte der Kunden bestelle eine individualisierte Kiste, jede Woche anders wollten es rund zehn Prozent haben. Bis zu zwei Tage vorher kann die Bestellung geändert werden. «Da gilt die starre Regel: Kulantes Handling.» Der durchschnittliche Lieferwert beträgt Agena zufolge 26 Euro.
In seiner rund 260 Quadratmeter großen Lagerhalle stapeln sich grüne Kisten, an Packplätzen sortieren Mitarbeiter Obst und Gemüse ein. 350 bis 400 Kisten sind es pro Tag. Sieben Fahrer liefern die Ware aus, die weiteste Strecke führt ins rund 70 Kilometer entfernte rheinland-pfälzische Worms. In Kühlräumen lagern Produkte wie Milch und Käse. Milch im Programm zu haben, lohne sich finanziell zwar eigentlich nicht, da die Lagerung und Lieferung mit viel Aufwand verbunden sei, sagt Agena. «Es ist trotzdem ein tolles Produkt - das wollen wir haben.»
Absolut gesehen fällt Online-Lebensmittelhandel in Deutschland laut dem Branchenverband BVLH noch kaum ins Gewicht. Die relativen Steigerungsraten seien aber durchaus beachtlich, sagt ein Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels. Als Mega-Treiber für diese Entwicklung sieht er die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft. Von dieser Entwicklung profitiert nach Agenas Einschätzung auch der Handel mit Ökokisten.
In seinem Lager wirkt es fast wie in einem Biosupermarkt - nur ohne Kunden. Per Mausklick können Käufer im Sortiment stöbern. «Bei Obst und Gemüse haben wir mindestens das, was ein Biosupermarkt hat - wenn nicht mehr, denn das ist unser Schwerpunkt», sagt der Ökohändler. Er versuche, viele Spezialitäten und alte Sorten anzubieten, auch um individuelle Wünsche erfüllen zu können. Auf seiner Internetseite bietet er zum Beispiel bunten Mangold und gelbe Beete.
Agena arbeitet vor allem mit Bauern aus der Region sowie mit Biogroßhändlern zusammen. Der gelernte Biolandwirt baut selbst nicht an, würde aber gern wieder in der Erde wühlen, wie er sagt. «Man kann mit eigenen Produkten auch noch deutlich besser punkten.»(dpa)
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