Ernteaussichten für Hopfen 2017

07.09.2017 - Deutschland

So wie es aktuell aussieht, werden wir 2017 mit einem blauen Auge davon kommen!

RitaE/ Pixabay

Insbesondere in der Hallertau meinte es die Witterung lange nicht gut mit dem Hopfen. Besser war es in den anderen Anbaugebieten Tettnang, Elbe-Saale und Spalt. Erst in den letzten Juli-Tagen ist er in der Hallertau dann gekommen - der dringend benötigte Regen. Und dann nicht nur in homöopathischen Mengen, sondern ordentlich. Und das auch noch kombiniert mit moderaten Temperaturen, was sich insbesondere auf die Doldenausbildung sehr positiv ausgewirkt hat. Damit konnte die schwächere vegetative Entwicklung der Hopfen im Wesentlichen ausgeglichen werden.

Wie Herr Minister Brunner gerade ausgeführt hat, erwarten wir in der Hallertau und auch für ganz Deutschland in etwa eine Durchschnittsernte. Die geschätzten 33.850 Tonnen für die Hallertau bzw. die 39.224 Tonnen für Deutschland sind ziemlich exakt die Mengen, die wir für die Ernte 2017 über Vorkontrakte bereits zu fixierten Konditionen verkauft haben. Im Umkehrschluss bedeutet das rein rechnerisch so gut wie keine Freihopfen. In Wirklichkeit wird es aber geringe Freihopfenmengen geben, weil zumindest einige Pflanzer überdurchschnittliche Erträge haben dürften und darüber hinaus auch die eine oder andere Fläche ohne Vorvertrag produziert wurde. Auf der anderen Seite wird es auch zu Unterlieferungen kommen.

Insgesamt, so glauben wir, ist die Hopfenfläche 2017 so stark auskontrahiert wie selten zuvor. Die hohe Kontraktquote, aber auch die gestiegenen Kontraktpreise, insbesondere für die Ernte 2017 und zum Teil auch 2018 sind ein klares Indiz für die zumindest kurzfristig große Nachfrage. Dies gilt zwar nicht uneingeschränkt für alle Sorten, aber dennoch für die allermeisten. Insofern erwarten wir für die relativ wenigen Freihopfen der Ernte 2017 auch gute Preise.

Aus unserer Sicht wird eine Durchschnittsernte 2017 in jedem Fall gebraucht, um den Bedarf der Brauwirtschaft zu decken. Das wiederum ließe den Schluss zu, dass der Hopfenmarkt in Deutschland strukturell in Ordnung ist bzw. sich im Gleichgewicht befindet. Das ist im Grunde aktuell ganz sicher so, aber aus zwei Gründen zumindest langfristig betrachtet etwas trügerisch. Erstens gibt es nicht mehr „den Hopfenmarkt“, vielmehr haben heute nahezu alle Sorten ihren eigenen Teilmarkt. Und zweitens müssen wir die gesamte Hopfenproduktion auf der Welt sehen.

Die sehr positive Entwicklung in der Craft Bier Szene hat in den letzten Jahren vor allem die Flächenentwicklung der sogenannten Flavour Sorten extrem angekurbelt. Während beim Craft Bier aber Zuwachsraten von 10 – 15 % zu verzeichnen waren, stieg die Anbaufläche von Flavour Hopfen um teilweise 30 -40 % pro Jahr. Zudem nimmt das Craft Bier aktuell in den USA „nur mehr“ um 5 – 6 % zu (was immer noch sehr erfreulich ist). In der Folge zeichnet sich deshalb langsam ab, dass inzwischen einige US Flavour Sorten bereits im Überschuss produziert werden. Auch bei unseren Flavour Sorten herrscht zurzeit keine Knappheit mehr. Auf der anderen Seite ist der Markt für fast alle anderen unserer Sorten tendenziell eher eng. Wie lange das so bleibt, wird im Grunde davon abhängen, wann unsere US-Pflanzerkollegen wieder stärker in den Anbau von Bitterhopfen einsteigen. Zumindest für die nächsten Jahre schauen wir positiv in die Zukunft, vor allem auch deshalb, weil wir bis 2020 und teilweise bis 2025 wesentliche Teile unserer Produktion bereits zu auskömmlichen Preisen verkauft haben. Wichtig ist nur – und das sieht man auch in diesem Jahr – dass die vorverkauften Mengen auch tatsächlich wachsen. Und damit wäre ich bei den

Themen, die uns aktuell noch bewegen

In den letzten fünf Jahren hatten wir dreimal mit trockenen bzw. sehr trockenen Sommern zu tun. Damit kommt zwangsläufig das Thema „Bewässerung“ zur Absicherung der Produktion immer mehr in den Fokus. Wer als Hopfenbauer heute Hunderttausende von Euro oder z.T. Millionenbeträge investiert, der will nicht nur einen langfristigen Vertrag, sondern auch eine Absicherung gegen Ertragsausfälle wegen Trockenheit. Die Bereitschaft, in Bewässerungssysteme zu investieren, steigt deshalb weiter an. Zurzeit bewässern wir in der Hallertau schätzungsweise eine Anbaufläche von rund 3.000 ha, in ganz Deutschland dürften es rund 4.000 ha sein. Das müssen unbedingt mehr werden! Scheitern tun wir insbesondere in der Hallertau immer wieder an dem Thema „wo kommt das Wasser her?“, obwohl es in der Hallertau insgesamt viel oberflächennahes Grundwasser gibt. Wir sind auch bereit, zusätzlich neue Wege zu beschreiten, wie z.B. die Nutzung von Uferfiltraten der Donau. Im Wasserpakt Bayern wird auf die „Pilotförderung für nachhaltige Bewässerung“ seitens des Staatministeriums für Umwelt hingewiesen. Wir sind derzeit dabei, ein solches Pilotprojekt auf die Beine zu stellen und hoffen, dass die zugehörigen Richtlinien zu diesem Förderprojekt möglichst bald zur Verfügung stehen. Unabhängig von jeglicher Förderung wird es aber wichtig sein, dass wir politisch daran arbeiten, den Ausgleich zu schaffen, zwischen den berechtigten Belangen des Trinkwasserschutzes und den durch den Klimawandel geschaffenen Notwendigkeiten, eine Sonderkultur wie Hopfen zu bewässern . Dabei geht es nicht um eine Ertragsmaximierung, sondern vielmehr um Liefer- und Ertragssicherheit in Extremjahren. Und wir sind sicher, dass man oberflächennahes Grundwasser und Uferfiltrat für die Hopfenbewässerung entnehmen kann ohne auch nur ansatzweise die Trinkwasserversorgung bzw. die Oberflächengewässer zu gefährden. Der politische Wille und der Wille der Behörden, eine nachhaltige Bewässerung im Hopfenanbau wirklich zu fördern, sind m.E. derzeit noch ausbaufähig.

Um das Grundwasser geht es auch beim Thema Dünge-VO. Wir hatten im Vorfeld eine sehr intensive Diskussion über die Auswirkungen auf unsere Hopfenbaubetriebe. Dabei sind wir uns der Verantwortung für die Sauberkeit des Grundwassers bewusst. Hier meine ich in erster Linie das Thema „Nitrat“.

Wir haben im Ergebnis zusammen mit den Verantwortlichen im Bayerischen Staatsministerium und in der LfL eine Umsetzung der Dünge-VO gefunden, die uns zwar gegenüber den bisherigen Reglungen deutlich einschränken, die aber dennoch praktikabel und zumutbar sind. Wir werden die Rebenhäcksel im Herbst nur noch auf Flächen ausbringen, auf denen eine überwinternde Zwischenfrucht steht, die nicht vor dem 1.Mai eingearbeitet wird. Wir werden den Stickstoffbedarfswert reduzieren und auch die errechnete Stickstoffdüngermenge auf max. 200 kg/ha begrenzen. Das alles ist nicht ganz so einfach, bei einer Kultur die eine riesige Biomasse braucht, damit wir letztendlich rund 2.000 - 3.000 kg getrocknete Dolden ernten können. Als zusätzliche Begleitmaßnahmen werden wir darüber hinaus einen Projektbearbeiter finanzieren, der die Stickstoffdynamik und -effizienz auf 20 Hopfenbaubetrieben verfolgt. Ich glaube, das alles zeigt unsere Bereitschaft, mit der Stickstoffdüngung sorgsam umzugehen. Deshalb trifft es uns schon, wenn wir immer wieder hören, dass mit den Grundwasserproblemen in der Hallertau nur der Hopfen in Verbindung gebracht wird. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass z.B. Brachflächen oft ein Mehrfaches an Nmin enthalten.

Obwohl bei der heutigen Hopfenrundfahrt in erster Linie die bevorstehende Ernte im Fokus steht, möchte ich abschließend noch ein Thema anschneiden, das auch im Hopfenanbau für die Zukunft weiterhin von existentieller Bedeutung sein wird. Ich meine die Bereiche Forschung, Wissen, Wissenstransfer.

Wir sind mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in der angewandten Hopfenforschung exzellent aufgestellt. Deshalb sind wir auch froh, dass alle politischen Vertreter, beginnend mit unserem Minister Brunner bis zu allen Abgeordneten des Bayerischen Landtags sich klar zur staatlichen Hopfenforschung bekennen. Wir müssen meines Erachtens aber etwas aufpassen, dass wir die Verbindungen zur universitären Forschung nicht verlieren. Die Grundlagenforschung kann nicht von Hüll aus vollkommen abgedeckt werden. Das ist uns erst vor kurzem wieder bei unseren Besuchen in den USA klar geworden. Dort befasst sich eine Reihe von Professoren bzw. Lehrstühlen mit Grundlagen in den Bereichen von Hopfenkrankheiten- und -schädlingen oder z.B. der Gensequenzierung. Wir dürfen hier auf keinen Fall den Anschluss verlieren.

Die Welt um uns herum wird auch immer komplexer. Dies gilt auch für den Hopfen. Es ist auch immer mehr Spezialwissen gefragt. Deshalb müssen wir für unsere junge Generation auch die bestmögliche Ausbildung sicherstellen. Egal welchen Ausbildungsweg unsere jungen Hopfenbauern einschlagen, sie müssen in jedem Fall top geschult werden in den Bereichen Pflanzenbau und Betriebswirtschaft. Das geht nur mit ausreichenden Lehrstunden und mit dem notwendigen Schulungs- und Lehrpersonal.

Hier bitten wir Sie um Ihre Unterstützung, sehr geehrter Herr Minister Brunner. Hier brauchen wir aber auch die LfL Bayern und letztendlich auch die Landwirtschaftsschulen. Wir sollten dazu für die Zukunft gemeinsam an einem Konzept arbeiten, das die bestmögliche Aus- und Weiterbildung unserer Hofnachfolger gewährleistet. Denn die Zukunft liegt nun einmal bei der Jugend!

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