'Leider im größten Markt' - Jägermeister büßt in den USA ein

26.02.2015 - Deutschland

Eine Halle in Wolfenbüttel: In langen Reihen stehen bis zu drei Meter hohe Holzfässer. In Pfälzer Eiche reift hier monatelang ein Likör aus 56 Kräutern. Das klingt nach edlem Tropfen für Connaisseure. Tatsächlich handelt es sich um einen Verkaufsschlager in der internationalen Party- und Clubszene:

Jägermeister. Immer mehr junge Menschen wollten in den vergangenen Jahren den Kräuterlikör trinken, besonders in den USA. Nun hat sich dort der Wind gedreht.

Im vergangenen Jahr gab der Absatz auf dem US-Markt um rund 10 Prozent nach. Das Familienunternehmen gibt sich tapfer und verweist darauf, dass Märkte für Lifestyle-Produkte wie Jägermeister immer Schwankungen unterworfen seien. "Nur leider ist es diesmal im größten Markt passiert", sagt Jägermeister-Chef Paolo Dell <DELL.NAS> <DLCA.FSE>'Antonio. Ursache seien ein hoher Konkurrenzdruck und Neuheiten der Wettbewerber. Jägermeister verkauft rund ein Viertel seines Likörs in den USA.

Auch wegen des schlechteren US-Geschäfts setzten die Wolfenbütteler im vergangenen Jahr mit 87,1 Millionen 0,7-Liter-Flaschen 5,6 Prozent weniger Kräuterlikör ab als noch 2013 (92,2 Millionen Flaschen), wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Umsatz und Gewinn für 2014 nannte Jägermeister nicht. Mit 80 Prozent des Absatzes wird der größte Teil des Geschäfts im Ausland gemacht. Mittlerweile verkauft Jägermeister seinen Kräuterlikör in 108 Länder.

Zuletzt kamen Staaten wie die Mongolei, Angola und Tadschikistan dazu.

Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie sieht ihm Auslandsgeschäft Chancen. "Auch in Zukunft gehen wir davon aus, dass der Exportmarkt für deutsche Spirituosen weiterhin interessant wird", meint Geschäftsführerin Angelika Wiesgen-Pick. Jägermeister legte 2014 in Spanien knapp ein Drittel und in Frankreich 40 Prozent zu.

In der Bundesrepublik gibt es für die Hersteller weniger zu holen. "Natürlich ist Deutschland ein gesättigter Markt", sagt Dell'Antonio. Jägermeister habe im vergangenen Jahr in Deutschland ein bis zwei Prozent weniger verkauft - hauptsächlich wegen einer Preissteigerung. Große Sprünge wird der deutsche Markt laut Wiesgen-Pick auch in diesem Jahr nicht machen. "Im Moment gehen wir von einem stabilen Trend im Jahr 2015 aus."

Der Kräuterlikör geht hierzulande oft in Clubs und Diskotheken über den Tresen - die Werbeaktionen mit jungen, kernigen Männern sprechen Partyvolk an. "Jägermeister ist an den klassischen Bars nicht so vertreten", sagt Andrea Pirwitz von der Deutschen Barkeeper-Union. Er werde pur oder als Longdrink, aber eher selten im Cocktail getrunken.

Für das Familienunternehmen ist der Likör, der 1934 erfunden wurde, eine Goldgrube: Im Jahr 2013 lag der Gewinn bei 99 Millionen Euro. Das ist mehr als ein Fünftel des Umsatzes, der laut Bundesanzeiger bei 461 Millionen Euro (2012: 441 Millionen) lag./vf/DP/she (dpa)

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