Südzucker braucht langen Atem - Marktöffnung bietet Chancen

25.05.2015 - Deutschland

- Europas-Zuckerprimus Südzucker <SZU.ETR> wird nach einem kräftigen Gewinneinbruch im vergangenen Jahr noch eine Weile die Zähne zusammenbeißen müssen. Das laufende Geschäftsjahr werde erneut rückläufig sein. Erst danach werde sich der Konzern "Stufe für Stufe zu einem befriedigendem Ertragsniveau"

zurück arbeiten, kündigte Vorstandschef Wolfgang Heer am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Mannheim an. In etwa vier Jahren soll das operative Ergebnis wieder bei rund 550 Millionen Euro liegen. Im zurückliegenden Jahr war es wegen dauerhaft niedriger Preise für Zucker und Bioethanol um 70 Prozent auf 181 Millionen Euro eingebrochen.

 Südzucker setzt bei seinen Plänen vor allem auf die Zeit nach dem Auslaufen der EU-Zuckermarktordnung im Jahr 2017. Bis dahin sei der Konzern in einem Korsett aus limitierten Produktionsquoten, Exporten und festgesetzten Mindestpreisen für Zuckerrüben gefangen, beschrieb Finanzvorstand Thomas Kölbl die Lage. Die im MDax notierte Aktie pendelte heftig hin und her und lag zuletzt mit rund einem Prozent im Plus. 

    An der Marktverordnung, die seit vielen Jahren den europäischen Zuckermarkt mit Produktionsmengen, Einfuhrzöllen und Subventionen reguliert, lässt Südzucker-Chef Heer, der eigentlich mal für eine Verlängerung des Regelwerks gekämpft hatte, inzwischen kein gutes Haar mehr. "Wenn wir gewusst hätten, welche Auswirkungen die politischen Eingriffe haben, hätten wir eine kürzere Laufzeit begrüßt." Fehlgeleitete Mengenfreigaben der EU-Kommission, Rekordernten und die Lage auf dem Weltmarkt haben aus seiner Sicht im vergangenen Jahr zu einer Überversorgung mit Zucker und damit zum Preissturz geführt.

In der Folge rutschte der auf die Aktionäre der Südzucker AG entfallenden Jahresüberschuss 2014/15 (Geschäftsjahr bis Ende Februar) um mehr als 90 Prozent auf 20,1 Millionen Euro ab. Auch der Preisdruck beim Ökosprit Bioethanol sowie der eingeschlagene Sparkurs des Unternehmens, der Werkstilllegungen und Stellenbau nach sich zog, lasteten auf dem Ertrag. Die Dividende soll mit 0,25 Euro je Aktie daher nur halb so hoch ausfallen wie im Vorjahr. Im Vorstand zog das Zahlendebakel ebenfalls Konsequenzen nach sich: Lutz Guderjahn, unter anderem verantwortlich für Bioethanol, legte Ende April sein Mandat nieder.

Für die Zeit nach 2017 sieht sich der Konzern gewappnet. Heer zufolge wird die Öffnung des europäischen Zuckermarktes zu einem Verdrängungswettbewerb führen. "Wir werden versuchen, unsere Position auszuspielen." Als Marktführer verfüge Südzucker über europaweite Produktions- und Vertriebsstrukturen und habe Zugang zu den besten Rüben-Anbaugebieten. Der Konzern will außerdem seine Fühler verstärkt in andere Erdteile ausstrecken.

Bevor es besser wird, wird es aber zunächst wohl schlechter: Im laufenden Jahr dürfte der Umsatz von den zuletzt erzielten 6,8 Milliarden Euro schlimmstenfalls bis auf 6 Milliarden Euro sinken, erwartet das Unternehmen. Das operative Ergebnis sieht Südzucker in diesem Jahr sogar bis auf 50 Millionen Euro fallen. Der Sparkurs wird daher fortgesetzt. Bis Ende 2017/18 sollen die Kosten um 120 Millionen Euro runter, mindestens 80 weitere Stellen werden abgebaut.

In der Verwaltung wurde bereits ein Einstellungsstopp verhängt. Ungemach droht dem Unternehmen auch aus einer anderen Richtung:Das Bundeskartellamt hatte gegen Südzucker und andere Zuckerhersteller wegen Preisabsprachen ermittelt und Kartellstrafen verhängt. Das könnte nun Schadenersatzklagen seitens der Kunden nach sich ziehen. Der Bonbonhersteller Vivil fordert bereits 1,3 Millionen Euro von Südzucker und will dafür in Kürze vor Gericht ziehen.

Weitere Klagen könnten folgen. Südzucker wollte sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht dazu äußern./she/stb/das (dpa) 

 

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