Berentzen-Chef verlässt Kommando-Brücke und wechselt in Aufsichtsrat

19.05.2017 - Deutschland

Führungswechsel bei einem der ältesten Spirituosenhersteller Deutschlands: Berentzen-Chef Frank Schübel legt bei der am Freitag in Hannover stattfindenden Hauptversammlung des Getränkekonzerns sein Amt als Vorstandssprecher nieder. Er wolle aus privaten Gründen aus dem Emsland nach Düsseldorf wechseln und das operative Geschäft bei Teekanne leiten, sagte Schübel der Deutschen Presse-Agentur dpa. Berentzen aber bleibt er verbunden. Er will sich bei der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat wählen lassen.

Hintergrund ist ein tiefgreifender Wechsel bei der Aktionärsstruktur des Traditionsunternehmens. Im vergangenen Jahr verkaufte der Finanzinvestor Aurelius seine Anteile komplett. Größter Anteilseigner ist inzwischen die niederländische Investmentgesellschaft Monolith. Zweitgrößter Investor ist der luxemburgische Finanzinvestor MainFirst SICAV. "Beide halten um die zehn Prozent", sagte Schübel. Mit dem Rückzug von Aurelius aus dem Unternehmen werde die Kapitalseite im Aufsichtsrat komplett erneuert.

"Wir brauchen Kontinuität im Aufsichtsrat, und meine Rolle wird sein, diese Kontinuität sicherzustellen", sagte Schübel. Er sei von den Aktionären gebeten worden, in den Aufsichtsrat zu wechseln.

Schübel war seit mehr als viereinhalb Jahren Chef von Berentzen.

Er sorgte für eine Konsolidierung des lange kriselnden Unternehmens.

Bei einem stagnierenden Markt für Spirituosen setzte Schübel auf Wachstum bei alkoholfreien Getränken und auf ein System für frischgepresste Orangensäfte in Supermärkten und Hotels. Auf diesen Märkten sei in den nächsten Jahren noch viel Wachstum zu erwarten, sagte Schübel. Im vergangenen Jahr machte Berentzen 4,4 Millionen Euro Gewinn bei einem Umsatz von 170 Millionen Euro.

Schübels Nachfolger Oliver Schwegmann tritt seinen Posten bei Berentzen zum 1. Juni an. Der 43-Jährige wurde in Löningen im Kreis Cloppenburg geboren und ist Diplom-Sportökonom. Der Manager arbeitete für Unternehmen wie Storck, Mars und Hero. Zuletzt war er als Managing Director für das Gesamtgeschäft von L'Oréal in der Schweiz zuständig.

Berentzen wurde 1758 in Haselünne gegründet. Deutschlandweit bekannt wurde das Unternehmen in den 1970er Jahren mit dem Apfelkorn.

Zu den Marken gehören neben Berentzen und Puschkin auch alkoholfreie Getränke wie Mio Mio, unter der etwa Mate-Eistee verkauft wird. Für das Unternehmen Sinalco füllt Berentzen Limonade ab und vertreibt sie im Konzessionsgeschäft. Allerdings bleibt das Unternehmen auch im Spirituosengeschäft der Tradition treu. Ab dem Sommer soll in Haselünne ein handwerklich hergestellter Korn hergestellt werden. Als erster großer deutscher Spirituosenhersteller will Bernetzen damit dem Trend zu handwerklichen Premium-Getränken, so genannten Crafted-Produkten, folgen. Diese sind vor allem aus dem Bier-Bereich bekannt./eks/DP/zb n(dpa)

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