Vollmilchschokolade: Fairtrade- und Bio-Siegel schlagen Markennamen

Verbraucherzentrale veröffentlicht Marktcheck zu Transparenz und Fairness bei Schokoladentafeln

11.12.2025
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Symbolbild

Vollmilchschokolade ist beliebt. Doch Ausbeutung und Kinderarbeit beim Anbau der Kakaopflanzen trüben den Genuss. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat eine Auswahl an Schokoladentafeln genauer betrachtet und dabei große Unterschiede in Bezug auf Fair-Trade-Kriterien und Transparenz festgestellt. Der Marktcheck zeigt: Teure Markenprodukte schneiden nicht automatisch besser ab. Oftmals weisen günstige Eigenmarken sogar höhere soziale Standards auf als die Produkte bekannter Markenhersteller.

Große Marken mit Defiziten bei sozialen Standards

Nur wenige Schokoladenanbieter, darunter Rapunzel und Tony’s Chocolonely, erfüllen strenge Kriterien beim Kakaoanbau und haben sich in der Vergangenheit einen besonders guten Ruf erarbeitet. Die Hersteller bekannter Marken wie Lindt und Milka betreiben zwar oft eigene Anbauprogramme, doch deren Anforderungen an faire Arbeitsbedingungen werden immer wieder als unzureichend kritisiert.

„Verbraucherinnen und Verbraucher wollen keine Kinderarbeit unterstützen. Die Schokoladenhersteller müssen deshalb sicherstellen, dass ihre Lieferketten insgesamt fair gestaltet sind“, sagt Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Schätzungen zufolge erhalten Kakaobäuerinnen und Kakaobauern weniger als zehn Prozent des Schokoladenpreises im Supermarkt. Ausreichende Löhne, die die Lebenshaltungskosten decken, garantieren nach eigenen Angaben bislang lediglich die Marken Rapunzel, Tony’s Chocolonely, Die Gute Schokolade und Dennree. Einige Firmen kündigen zumindest Strategien dafür an, während der Hersteller der Marke Schogetten, die Ludwig Schokolade GmbH, auf die Anfrage der Verbraucherzentrale gar nicht reagierte.

Eigenmarken oft fairer als Markenprodukte

Im Preisvergleich zeigt sich ein weiteres überraschendes Bild. Die mit einem Kilopreis von 36,90 Euro teuerste Schokolade im Marktcheck – ein Produkt von Lindt – weist trotz des hohen Verkaufspreises Defizite bei Umwelt- und Fair-Trade-Kriterien auf. Die preisgünstigen Eigenmarken Ja!, Fin Carré, Choceur, K-Classic und Chocóla kosteten im Erhebungszeitraum im Sommer 2025 hingegen nur 9,90 Euro pro Kilogramm und tragen durchweg ein Fairtrade-Siegel für den Kakaoanteil.

„Große Markennamen sind selten eine verlässliche Orientierung für fair produzierte Lebensmittel. Unabhängige Siegel oder kleinere Anbieter mit ambitionierten Fair-Trade-Zielen bieten deutlich mehr Sicherheit“, erklärt Verbraucherschützerin Fischer.

Bio-Schokolade überzeugt bei Zutaten und Tierwohl

Neben dem Kakao spielt bei der Produktion von Vollmilchschokolade auch die Milch eine zentrale Rolle. Bei Bio-Produkten ist der Auslauf im Freien für Milchkühe vorgeschrieben. Zudem zeichnen sich die Bio-Schokoladen durch einen hohen Kakaoanteil von 33 bis 38 Prozent aus. Aromen werden dort nicht eingesetzt.

Konventionelle Schokoladen weisen oft nur den vorgeschriebenen Mindestgehalt von 30 Prozent Kakao auf, sechs von ihnen enthalten Aromastoffe. Selbst die hochpreisige Schokolade von Lindt wird nur mit der Mindestmenge Kakao produziert, enthält aber Aroma, ebenso wie Produkte der Marken Milka, Schogetten und Marabou sowie verschiedene Eigenmarken von Aldi und Edeka.

Empfehlungen für Verbraucherinnen und Verbraucher

Wer Wert auf faire Produktionsbedingungen beim Kakaoanbau und eine tierwohlorientierte Milchwirtschaft legt, sollte zu Vollmilchschokoladen mit Bio- und Fairtrade-Siegel greifen. In der Stichprobe der Verbraucherzentrale erfüllen die Schokoladentafeln von Dennree, Gepa und Die Gute Schokolade beide Kriterien. Tony’s Chocolonely trägt zwar kein Bio-Siegel, setzt jedoch besonders weitreichende Kriterien im fairen Handel um.

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