Fleischbranche will über Mindestlohn verhandeln

10.09.2013 - Deutschland

Bonn (dpa) - Nach langem Streit will die Fleischbranche in Deutschland jetzt doch mit der Gewerkschaft NGG über einen Mindestlohn und Standards für Werkvertragsarbeiter verhandeln. Darauf haben sich nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag in Bonn die vier großen Unternehmen der Branche geeinigt. Das sind Tönnies, Westfleisch, Vion und Danish Crown. Es solle mit der Gewerkschaft NGG zügig über einen einheitlichen, tariflichen Mindestlohn verhandelt werden, hieß es. Außerdem sollen Standards zur Ausgestaltung von Werkverträgen festgelegt werden. Dazu gehörten etwa Mindeststandards für Unterkünfte, Integrationsangebote und Beratung. «Ich bin froh, dass wir die Kuh jetzt vom Eis haben», sagte Clemens Tönnies, Chef des größten deutschen Schweinefleischkonzerns im westfälischen Rheda-Wiedenbrück auf Anfrage. «Wir werden die Verhandlungen mit der NGG begleiten und hoffentlich schnell zu einem Ergebnis kommen.» Tönnies versprach neben dem flächendeckenden Mindestlohn auch einheitliche und verbindliche Standards, «die gesellschaftlich und politisch eine breite Akzeptanz finden». Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung- Genuss-Gaststätten (NGG), Claus-Harald Güster, begrüßte die Bereitschaft zu Verhandlungen. «Jetzt gilt es, einen zeitnahen Termin zu finden und auch inhaltlich weiterzukommen. Wir sind gespannt.» Die NGG hatte die Fleischbranche am Vortag zu Gesprächen über einen Mindestlohn aufgefordert. Die NGG fordert einen Einstiegslohn von 8,50 Euro. Zudem müssten in dem Tarifvertrag die grundlegenden Arbeitsbedingungen in Fleischbetrieben festgelegt sein. Im Juni waren zwei rumänische Werkvertragsarbeiter der Meyer-Werft im niedersächsischen Papenburg bei einem Brand in ihrer Unterkunft getötet worden. Danach setzte eine bundesweite Debatte über die Lage von Billigarbeitern aus dem Ausland und über den Missbrauch von Werkverträgen ein. Auch in der Fleischbranche wird massenhaft mit Werkverträgen gearbeitet. So gibt es bei Tönnies am Standort Rheda-Wiedenbrück etwa 5000 Beschäftigte, bis zu 3400 davon sind Werkvertragsarbeiter. Tönnies, Westfleisch, Vion und Danish Crown repräsentieren nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte aller Schlachtungen in Deutschland. Ende August hatte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) die Ergebnisse einer Sonderkontrolle der staatlichen Arbeitsschutz -Verwaltung in Nordrhein-Westfalen vorgelegt. In etlichen Großbetrieben seien ausufernde Arbeitszeiten, undurchsichtige Werkverträge mit Billigkräften aus dem Ausland und mangelhafte Gesundheitsvorsorge aufgedeckt worden. Eine Ursache des Übels sieht der SPD-Politiker im Missbrauch von Werkverträgen.

Weitere News aus dem Ressort Karriere

Meistgelesene News

Weitere News von unseren anderen Portalen

KI verändert die Lebensmittel & Getränkebranche