Entscheidung im Bierkartell rückt näher - hohe Geldbußen erwartet

04.03.2014 - Deutschland

Bei Preisabsprachen kennt das Bundeskartellamt kein Pardon - ob Zucker, Tapeten, Schienen oder Mehl. Mit Spannung erwartet die Branche der Bierbrauer in diesen Tagen eine weitere anstehende Entscheidung der obersten deutschen Wettbewerbshüter im Bierkartell.

Mitte Januar hatte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, in einer ersten Runde Geldbußen in Höhe von 106 Millionen Euro wegen illegaler Preisabsprachen gegen die Crème de la Crème der Privatbrauereien verhängt - gegen Bitburger, Krombacher, Veltins, Warsteiner und Barre.

Das war ein Warnschuss an alle jene, die möglicherweise meinen, auf dem schrumpfenden deutschen Biermarkt mit einem Zusatzgeschäft ihre Margen unter Ausschaltung des Wettbewerbs aufbessern zu können. Mundt ist jedenfalls fest davon überzeugt, dass die Strafe ihre Wirkung zeigen wird: "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich Brauereien nach diesem Verfahren noch einmal in Absprachen wagen werden", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Und er wird das vermutlich mit einer weiteren hohen Geldbuße gegen Brauereien untermauern, deren Fälle im Januar noch nicht abgeschlossen waren. Im Zentrum stehen zwei Brauerei-Konzerne, vier rheinische Brauereien und ein Verband. Namen nennt das Kartellamt zwar nicht, aber es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger Gruppe (Radeberger, Jever, Berliner Pilsener, Ur-Krostitzer) und der dänische Bierbrauer Carlsberg <CBGN.FSE> <CARL.B.SSE> (Holsten) im Fokus der Kartellwächter stehen.

Mit einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro, 5500 Beschäftigten und einem Marktanteil von 15 Prozent ist die Radeberger Gruppe Branchenprimus auf dem deutschen Biermarkt. Zu dem Kartellfall hüllen sich die Bierbrauer aus Frankfurt in eisernes Schweigen.

Der Wettbewerb in der Bierbranche ist knallhart. Seit Jahren geht der Bierabsatz zurück und die Margen sind niedrig. Die Bonner Wettbewerbshüter werfen den Brauern vor, für Fassbier zwischen 2006 und 2008 Preisaufschläge von jeweils fünf bis sieben Euro je Hektoliter verabredet zu haben. Darüber hinaus hätten sie 2008 eine Preiserhöhung für einen 20-Flaschen-Kasten von einem Euro abgesprochen. Ausgelöst wurden die Untersuchungen durch den Bierbrauer Anheuser Bush Inbev (Becks), der als Kronzeuge auftrat und ohne Geldbuße blieb. Andere profitierten ebenfalls von der Bonusregelung, weil sie mit der Behörde kooperierten.

Über die Höhe der nun anstehenden Buße kann nur gerätselt werden. Branchenexperten gehen aber fest davon aus, dass erneut ein dreistelliger Millionenbetrag fällig wird. Kartellamtspräsident Mundt selber hatte gesagt, dass die Bußgeldsumme noch einmal "ganz erheblich steigen" steigen werde. Damit würde das Bierkartell am Ende mit einer der höchsten Geldbußen abgeschlossen, die das Kartellamt jemals ausgesprochen hat. Vor wenigen Wochen hatte die Behörde beim Zuckerkartell bereits eine gewaltige Geldbuße verhängt: 280 Millionen Euro./ls/DP/stk - (dpa-AFX) -

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