Ehrendoktor: Warsaw University of Life Sciences ehrt Altrektor Hans-Peter Liebig

Auszeichnung erfolgt für wissenschaftliche Leistung und Engagement in der internationalen Zusammenarbeit / Verleihung am 19. Mai 2016 in Warschau

24.05.2016 - Deutschland

Für Hans-Peter Liebig ist es die vierte Ehrenpromotion: Am heutigen Donnerstag, 19. Mai verleiht die Warsaw University of Life Sciences dem pensionierten Rektor der Universität Hohenheim den Ehrendoktor für mehrere Leistungen. Die Universität würdigt seine wissenschaftliche Pionierarbeit bei der Computermodellierung im Gartenbau, seinen Beitrag zur Integration osteuropäischer Universitäten in den Bologna-Prozess und den Aufbau der Euroleague for Life Sciences, einem Netzwerk der besten Universitäten im Bereich Agrar- und benachbarten Wissenschaften in Europa. Neben den Ehrenpromotionen hält Prof. Dr. Drs. h.c. Liebig außerdem zwei Ehrenprofessuren und den Friendship Award der Volksrepublik China.

Universität Hohenheim_Winkler

Prof. Dr. Hans-Peter Liebig 2014 bei der Verleihung der Ehrennadel der Universität Hohenheim durch Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert

Pflanzenwachstum und Computer: Für den jungen Dr. Liebig ist dies bereits in den 1970er Jahren eine faszinierende Kombination. Mit einfachen Computersprachen entwickelt er erst eine automatische Steuerung für die CO2-Konzentration in Gewächshäusern. Später folgt die Arbeit an und mit komplexen Computersimulationen, die das Pflanzenwachstum virtuell nachzeichnen und Pflanzenprozesse berechenbar machen.

Dabei ist sein Weg in die Wissenschaft kein geradliniger: Am Anfang seiner Berufslaufbahn steht eine Gärtnerlehre und die Arbeit im elterlichen Betrieb. Den Zugang zur Universität erarbeitet sich der junge Gärtner auf dem zweiten Bildungsweg an der Ingenieurakademie für Gartenbau in Berlin. Es folgen das Universitätssstudium in Berlin, Promotion und Habilitation in Hannover und Forschungsaufenthalte in Wageningen (Niederlande), bis er 1991 den Ruf als Professor für Gemüsebau an die Universität Hohenheim erhält.

Später, als Professor, Dekan, Vizepräsident und Rektor wendet sich der Agrarwissenschaftler zunehmend dem Wissenschaftsmanagement zu. Für ihn kein Widerspruch: Ansätze für Pflanzenbau und Management findet er gleichermaßen in der Systemanalyse, die ein bestimmtes Ziel anvisiert, dazu einen Plan anstellt, ihn kontinuierlich überprüft und dabei ständig verbessert.


Engagement für die EU-Beitrittskandidaten

In seine frühe Amtszeit als Dekan fällt auch die Umstrukturierung auf das Bologna-System: So wird die Universität Hohenheim in den 90er Jahren die erste Agrarfakultät Deutschlands, die ihre Agrarstudiengänge auf das Bachelor-/Master-System umstellt.

Und Prof. Dr. Liebig ist bereit, seine Erfahrungen weiterzugeben: In den Jahren vor dem EU-Beitritt der osteuropäischen Länder übernimmt die Universität Hohenheim den Auftrag der EU, die Agraruniversitäten der Beitrittsländer fit für Bologna zu machen. Später, beim EU-Beitritt der Länder Südosteuropas, wiederholt sich dieser Wissenstransfer.

Als Rektor treibt Prof. Dr. Liebig diesen Prozess voran. In mehreren Reisen besucht er die entsprechenden Länder und sucht das Gespräch mit Amtskollegen. Dabei erweist er sich als Berater mit Pragmatismus und Optimismus.

Neben dem Engagement in der Breite feilt der Agrarwissenschaftler an einem Netzwerk der Besten. 2001 schließen sich fünf Universitäten zur Euroleague for Life Sciences zusammen. Sie alle verbindet die Spitzenposition ihres jeweiligen Landes in den Agrarwissenschaften und benachbarten Life Sciences.

In den Folgejahren wächst das Netzwerk auf heute sieben Mitglieder – darunter die Warsaw University of Life Sciences. Auf Betreiben von Prof. Dr. Liebig öffnet sich das Netzwerk auch für assoziierte Mitglieder in Übersee. Dazu gehören die weltweit hoch gerankte China Agricultural University in China und die renommierte Hebrew University in Israel.


Mehrere Ehrendoktorwürden und Ehrenprofessuren

Mit seiner wissenschaftlichen Leistung, der Bologna-Hilfe für die EU-Beitritskandidaten und die Knüpfarbeiten am Netzwerk der Besten begründet der Senat der Warsaw University of Life Sciences nun die Ehrendoktorwürde für Prof. Dr. Liebig. Die festliche Verleihung findet an der Universität in Warschau statt.

Für Prof. Dr. Liebig ist es bereits der vierte Ehrendoktorhut. In Anerkennung seiner Verdienste um die EU-Beitrittskandidaten erhält er weitere Ehrenpromotionen von der Universität für Landwirtschaft und Veterinärmedizin Klausenburg (Cluj-Napoca, Rumänien im Jahr 2005), der Agricultural University of Tirana (2008) und der Universität Belgrad (2009). Die staatliche Agraruniversität in Stawropol (Russland) sowie die China Agricultural University ernennen ihn 2005 zum Ehrenprofessor.

Bereits 2004 zeichnet ihn die Volksrepublik China mit dem China Friendship Award aus, der höchsten Auszeichnung für ausländische Staatsbürger. Die eigene Universität Hohenheim ehrt ihn 2014 mit der Ehrennadel. Zu seinen besonderen Verdiensten an seiner Heimatuniversität gehört unter anderem der starke Ausbau der Universität, durch den sich die Zahl der Studierenden in den 2000er Jahren fast verdoppelte.


Friedenssicherung und Völkerverständigung als Motivation


Sein Engagement für die Länder in Ost- und Südosteuropa versteht Prof. Dr. Hans-Peter Liebig in erster Linie als Beitrag zu Friedenssicherung und Völkerverständigung.

Als Teenager habe er die Schlachtfelder von Verdun auf einer Fahrradtour mit dem Vater bereist. „Dabei ist mir klar geworden: So etwas darf es in Europa nie wieder geben“, erklärte der heute 71-Jährige im persönlichen Gespräch im Vorfeld der Reise.

Unter den Ehrengästen in Warschau befindet sich auch der Nachfolger Liebigs und amtierende Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert: „Mit dem heutigen Ehrendoktor erhält Prof. Dr. Liebig eine verdiente Auszeichnung für Jahrzehnte von wertvollem Engagement. Vor allem die Euroleague hat sich als lebendiges Netzwerk etabliert, das sich beständig weiterentwickelt und allen Partnern neue Impulse beschert. Hier profitieren wir stark von seiner internationalen Arbeit und bauen noch heute darauf auf. Auch dazu möchte ich ihm gratulieren und von Herzen danken.“


Hintergrund: Zur Person

Hans-Peter Liebig wird am 23. Januar 1945 in Neuruppin (Brandenburg) geboren. Nach eine Gärtnerlehre und der Arbeit im elterlichen Betrieb folgen das Sudium an der Staatlichen Ingenieurakademie für Gartenbau in Berlin-Dahlem (1965–1968) und das Studium an der TU Berlin (Diplom 1972). Es folgen Promotion (1989) und Habilitation (1989) an der Universität Hannover, ein anschließender Forschungsaufenthalt an der Universität Wageningen und der Ruf auf die Professor für Gemüsebau an die Universität Hohenheim (1991). Nach mehrjähriger Tätigkeit als Prodekan, Dekan und Vizepräsident bekleidet er von 2002 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012 das Amt des Rektors der Universität Hohenheim.

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