Steak als Luxusgut - «Beef»-Chef Spielhagen über Fleisch

Ein Leben ohne Fleisch will «Beef!»-Chefredakteur Jan Spielhagen nicht führen. Der bewusste Umgang damit ist dem Kenner trotzdem sehr wichtig. Ein Gespräch anlässlich des Weltvegetariertages.

01.10.2014 - Deutschland

Für manche Menschen ist Fleischgenuss alles andere als der Döner um die Ecke. So zahlen Feinschmecker bis zu 600 Euro für ein Kilo Wagyu-Fleisch. Der japanische Rindertyp, auch bekannt unter dem Namen Kobe-Rind, wird laut Experten täglich massiert. Die Bezeichnung ist aber geschützt - Kobe-Rinder dürfen nur jene Tiere genannt werden, die in der japanischen Region leben. Auch wenn es nicht gleich derart teuer sein muss - wer einmal in den Genuss von ganz besonders gutem Fleisch gekommen sei, wolle das nicht wieder missen, sagt der Chefredakteur der Zeitschrift «Beef!», Jan Spielhagen, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa zum Weltvegetariertag (1.10.). 

Frage: Manche Leute verzichten völlig auf Fleisch, andere zahlen horrende Summen dafür. Was macht den Reiz von so teurem Fleisch aus? 

Antwort: Ich glaube, es gibt eine große Lust am Fleischgenuss weiterhin. Das muss jetzt nicht Kobe-Rind sein, es gibt auch in Europa gezüchtete Rinderrassen, die besonders hochwertiges Fleisch liefern. Die versprechen einen viel höheren Genuss. Wir haben uns infolge der Massentierhaltung einfach an schlechte Fleischqualität gewöhnt, und jetzt gibt es immer mehr Anbieter von deutlich hochwertigerem Fleisch. Wer einmal in den Genuss dieses Fleisches gekommen ist, will das nie wieder missen. 

Frage: Wollen sich die Konsumenten von Kobe oder anderem teuren Rindfleisch von der Gesellschaft abheben? 

Antwort: So ist es mit allen Luxusgütern. Man kann so ein Stück Fleisch sicher mit einer teuren Uhr vergleichen oder einem schönen Auto. Früher hat man eben alte und besondere Weine getrunken, jetzt isst man noch besonderes Fleisch dazu. Klar, ist es auch ein Luxustrend, und wer will, kann damit auch angeben. Das spielt sicherlich auch eine Rolle. Aber dann müssen wir Fleisch infrage stellen, wie alle anderen Luxusgüter auch. 

Frage: Kritische Stimmen sagen, der Verzehr von Kobe-Fleisch ist dekadenter Luxus. Teilen Sie diese Meinung? 

Antwort: Ich finde nicht, dass es grundsätzlich dekadent ist.

Dekadent fände ich den verschwenderischen Umgang damit. Wenn es jemand bestellt und dann die Hälfte rausgehen lässt, dafür hätte ich kein Verständnis. Aber dass jemand, der grundsätzlich viel von Fleisch versteht und es sehr liebt, auch mal ein besonders teures Fleisch bestellt, kann ich nicht dekadent finden. 

Frage: Sollten Verbraucher, die sich teures, hochwertiges Fleisch nicht leisten können, lieber gleich vegetarisch leben? 

Antwort: Haben Sie einen Ferrari, haben Sie eine Louis-Vuitton-Tasche oder fliegen Sie mit einem Helikopter zur Arbeit? Na klar, gibt es auch Dinge, die wir uns nicht leisten können, und wo steht eigentlich, dass Fleisch zur täglichen Grundversorgung aller Deutschen gehört? Wir haben in Deutschland alle ein Grundrecht auf gute Ernährung. Dazu gehört für mich aber nicht siebenmal in der Woche teures Fleisch, sondern dann macht man es eben nur einmal im Monat, wenn man es sich sonst nicht leisten kann. 

ZUR PERSON: Jan Spielhagen gründete 2009 mit «Beef!» eine Kochzeitschrift speziell für Männer. Das Magazin mit vielen Themen rund ums Fleisch erscheint sechsmal jährlich im Verlag Gruner + Jahr (Hamburg). Jan Spielhagen kümmert sich im Verlag auch andere Food-Zeitschriften wie das deutlich größere Monatsblatt «Essen&Trinken».  

Interview: Laura Lewandowski, dpa

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