"Malzig-vollmundiger" Botschafter: Wie bayerisches Bier die Welt erobert

05.03.2015 - Deutschland

Eine Regensburger Brauerei als Vorreiter: Die Traditionsbrauerei Bischofshof begeistert dank einer gezielten Exportstrategie mit ihrer fast 1.000-jährigen Brautradition bereits Biertrinker in 27 Ländern rund um den Globus - eine Erfolgsgeschichte.

obx-news/Bischofshof

Bischofshof im sibirischen Supermarktregal. Das Foto stammt aus dem Dezember 2013. Damals kostete eine Flasche "Originales Klosterbier aus Deutschland" - das steht auf der ovalen Werbetafel - 110 Rubel. Das waren damals umgerechnet etwas mehr als zwei Euro.

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Weltenburger-Präsentation im weltberühmten Maracana-Stadion in Sao Paolo in Brasilien: Das südamerikanische Land ist wichtigster Auslandsmarkt für die Regensburger Traditionsbrauerei.

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Bier aus Bayern wird im Ausland immer beliebter: 460 Millionen Liter Gerstensaft haben die rund 600 Brauereien im Freistaat 2014 exportiert - 15 Millionen Liter mehr als im Vorjahr - und damit so viel wie noch nie zuvor. Mit besonders hohen Wachstumsraten im Auslandsgeschäft glänzt dabei die Regensburger Brauerei Bischofshof, zu der auch die Marke Weltenburger als älteste Klosterbrauerei der Welt gehört. In den vergangenen zehn Jahren wurde die weiß-blaue Erfolgsgeschichte beständig weiter geschrieben: Der Absatz rund um den Globus hat sich vervierfacht. Das Erfolgsrezept von Bischofshof: fast 1.000 Jahre Geschichte, zahlreiche Qualitätssiegel, mehrere Weltmeistertitel, der emeritierte Papst Benedikt als berühmtesten Kunden und eine gezielte Exportstrategie.

Biertrinker in 27 Ländern begeistert die Regensburger Brauerei mittlerweile für das Traditions-Bräu aus dem Freistaat: von Australien bis Taiwan, von Brasilien bis Russland und von Japan bis nach Südafrika. Während sich die Exportmenge aller bayerischen Brauereien zwischen 2004 und 2014 von 2,2 auf rund 4,6 Millionen Hektoliter immerhin verdoppelte, hat er sich bei Bischofshof sogar vervierfacht: von 500.000 Litern im Jahr 2004 auf über zwei Millionen Liter im vergangenen Jahr. Noch nicht mitgerechnet sind dabei mehrere hunderttausend Liter aus dem Lizenzgeschäft in Brasilien. Dort werden vier Weltenburger Biersorten seit drei Jahren von der brasilianischen Grupo Petropolis in Lizenz gebraut. Mit großem Erfolg: Das südamerikanische Land wurde so zum wichtigsten Absatzland im Ausland. 

Braukunst seit dem Jahr 1050? "Diese Aussage sorgt besonders in den Vereinigten Staaten von Amerika oft erst einmal für ungläubiges Kopfschütteln", sagt Bischofshof-Exportleiter Tobias Funke. In einem Land, dessen moderne Geschichtsschreibung erst im Jahr 1492 beginnt, sei es etwas ganz Besonderes, mit einer solch langen Tradition punkten zu können. Zudem gewann das Weltenburger Barock Dunkel bereits drei Mal den World Beer Award in San Diego und damit die Auszeichnung als bestes Dunkelbier der Welt. "Natürlich zählen Qualität, Prämierungen, Gütesiegel und Herkunft aus Bayern schon als gewichtige Pfunde, wenn man einen Kunden gewinnen möchte. Die Historie der ältesten Klosterbrauerei der Welt bietet aber darüber hinaus sehr viele Ansatzpunkte, um potentielle Biertrinker rund um den Globus zu begeistern", weiß der Export-Spezialist.

Bei der Eroberung ausländischer Märkte setzt Bischofshof auf nachhaltiges, solides Wachstum. Nur ein kleiner Teil des 18 Mitarbeiter umfassenden Vertriebs- und Verkaufsteams kümmert sich gezielt ums Ausland. "Unser Fokus liegt in der Heimat, hier brauen wir unsere Biere und schreiben die Geschichte, die wir in der Welt gut transportieren können", sagt Brauereidirektor Hermann Goß. Oft seien es potenzielle Importeure, die ihre Fühler gezielt zu Bischofshof ausstrecken. So war es im Falle Australiens ein erfolgreicher deutscher Auswanderer, der den ältesten Klostertrunk der Welt in seiner neuen Heimat ausschenken wollte. Daraus entstand eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Manchmal entstehen nach Angaben des Brauereidirektors auch aus bestehenden Partnerschaften neue Verbindungen. Durch die Netzwerk-Kontakte soll beispielsweise demnächst der Einstieg in den indischen Markt gelingen.

Die drei wichtigsten Exportmärkte für die Regensburger Traditions-Braustätte sind heute China, Russland und Italien. Danach folgen Japan und die USA. Großes Zukunftspotenzial sieht Brauereidirektor Goß in Afrika und Indien: "Von dort bekommen wir auf Exportmessen derzeit besonders viele Anfragen", sagt er. Diese Märkte sollen als nächstes erschlossen werden. Kräftig steigern wollen die Regensburger Bierbrauer ihren Erfolg in Italien und den Vereinigten Staaten. In den USA will ein neuer Importeur die ostbayerischen Traditionsmarken bald in 27 Bundesstaaten in den Handel bringen. 

Was wird im Ausland am liebsten getrunken? Rund um den Globus haben nach Unternehmensangaben die Marken den größten Erfolg, die sich auch in Deutschland hoher Beliebtheit erfreuen: das vollmundig-feinherbe "Barock Dunkel", das goldgelbe "Märzenbier Anno 1050" und der "Asam Bock", den Genießer für seinen süßen, intensiv malzig-aromatischen Geschmack schätzen. Auch das helle Hefeweißbier aus dem Hause Weltenburger wird im Ausland gern getrunken. "Ein großer Teil des Erfolgs ist, dass wir nicht nur Bier, sondern unsere bayerische Lebensart, unsere Kultur und unser Brauchtum vermarkten", sagt der Brauereidirektor. Neben palettenweise Bierkisten und Bierfässern gehören zu den Lieferungen nach China beispielsweise regelmäßig auch bayerische Dirndl und Lederhosen. Sie helfen dabei, die bayerische Lebensart beispielsweise beim Chinesischen Oktoberfest in der Hafenstadt Qingdao erlebbar zu machen.

Größte Herausforderung ist neben der Suche nach zuverlässigen Importeuren der Transport: Fünf Wochen sind die Container mit dem bayerischen Gerstensaft per Schiff beispielsweise nach China unterwegs - und dabei großen Temperaturschwankungen ausgesetzt. "Da ist es besonders wichtig, dass das Bier von höchster Qualität ist", sagt  der Brauereidirektor. Er kümmert sich auch persönlich darum, die Marken Bischofshof und Weltenburger weltweit noch bekannter zu machen. Demnächst reist der Brauereidirektor nach Sibirien. Dort wird er vor Ort die weiteren Marktchancen im sich - vor dem Hintergrund der politischen Lage - drastisch verändernden russischen Markt ausloten.

Weltenburger Bier wird heute bei den Bregenzer Festspielen ausgeschenkt. Schlager-Star Peter Maffay hat in seiner Finca auf Mallorca stets ein gut gekühltes Weltenburger im Kühlschrank liegen. Und als die Schweizer Garde im Vatikan ihren 500. Geburtstag feierte, bestellte Papst Benedikt XVI. Regensburger Bier, um gemeinsam mit seiner traditionsreichen Leibgarde über 5.000 Gäste aus dem In- und Ausland zu bewirten.

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