Mainzer Nestlé-Mitarbeiter wünschen sich Sozialplan vor Weihnachten

28.11.2016 - Deutschland

Gut ein Jahr vor Schließung des Mainzer Nestlé-Werks warten die 380 Beschäftigten in der Adventszeit auf einen Sozialplan und Sicherheit für ihre berufliche Zukunft. "Wir haben die Hoffnung, dass wir uns vor Weihnachten einigen, damit wir diese Unsicherheit nicht in das nächste Jahr tragen müssen", sagte der Betriebsratsvorsitzende Rainer Ganski. "Jeder möchte eine Perspektive haben, wie es weitergeht. Es gibt nichts schlimmeres als die Ungewissheit."

In bislang fünf Gesprächsrunden seit Mitte August konnte keine Vereinbarung mit der Geschäftsleitung des Lebensmittelkonzerns erzielt werden. Am 19. Dezember soll ein neuer Anlauf unternommen werden.

"Wir hoffen, dass diese Zeit der Unsicherheit bis zum Abschluss so kurz wie möglich gehalten werden kann", sagte ein Sprecher der Nestlé Deutschland AG in Frankfurt am Main. Es sei das Ziel, in weiteren Gesprächen die Situation "zur Zufriedenheit beider Parteien und in Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben" lösen zu können.

Bislang haben nach seinen Angaben 18 Mitarbeiter einen Arbeitsplatz in anderen Nestlé-Werken gefunden, mit weiteren 39 Beschäftigten laufen Gespräche. Weitere 43 Mitarbeiter haben von sich aus einen neuen Arbeitsplatz gefunden.

Mögliche neue Arbeitsplätze innerhalb des Unternehmens gibt es etwa in Osthofen, wo Spezialnahrung für Menschen mit gesundheitsbedingt besonderen Ernährungsbedürfnissen hergestellt wird, und im Werk für Tiefkühlbackwaren in Groß-Gerau. Dieses Angebot habe sich aber als Blase entpuppt, kritisiert der Landesbezirksvorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Uwe Hildebrandt. Die Mainzer Nestlé-Mitarbeiter würden behandelt wie externe Bewerber, müssten etwa auch eine Probezeit absolvieren.

Die Schuld für die Schließung des "hochprofitablen Werks" gibt der Gewerkschafter dem Nestlé-Management. Es sei über Jahre hinweg versäumt worden, in die Erhaltung des Fabrikgebäudes zu investieren.

Jetzt wolle Nestlé die Ausgaben für das renovierungsbedürftige Gebäude vermeiden. "Das trägt man jetzt auf dem Rücken der Beschäftigten aus."

Auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) kritisierte, dass betroffene Mitarbeiter erst ein reguläres Bewerbungsverfahren durchlaufen müssten. Ebling wandte sich in einem Brief an die Nestlé-Deutschland-Chefin Béatrice Guillaume-Grabisch und kritisierte, dass "bei allem Verständnis für harte Verhandlungen um einen ausgeglichenen Sozialplan" der Eindruck entstehe, dass die Konzernspitze "bei der Umsetzung des Schließungsbeschlusses mit den Betroffenen einen harten Kurs" fahre.

Das Unternehmen gab bereits am 17. März den Beschluss zur Schließung seines Mainzer Betriebs zur Produktion von Kaffee und Kakao bekannt. Diese Fertigung soll ab 2018 zum größten Teil im spanischen Nestlé-Werk Girona stattfinden. Nestlé kam 1958 nach Mainz. Der Kaffee- und Kakaogeruch war in früheren Jahrzehnten ein Markenzeichen des Industriegebiets am Rhein.

Die Geschäftsleitung nennt als Ziel, "möglichst allen Mitarbeitern auch nach dem 31. Dezember 2017 eine berufliche Zukunft zu bieten" - sei es an anderen Standorten von Nestlé, über die Vermittlung an andere Unternehmen oder auch mit der zeitweisen Beschäftigung in einer Transfergesellschaft. Nestlé zeigte sich zuversichtlich, dass eine Einigung auf einen gemeinsamen Sozialplan noch zustande kommen werde - "früher oder später"./pz/DP/he

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