Plastik und Pflanzenschutzmittel in Fischen
11.000 Plastikteilchen pro Jahr
Einer bislang unveröffentlichten Studie der Universität Gent zufolge nehmen Menschen, die regelmäßig Fische und andere Meerestiere wie Muscheln verzehren, pro Jahr bis zu 11.000 darin enthaltene Plastikteilchen zu sich. Die Ergebnisse äußerten die belgischen Wissenschaftler gegenüber dem britischen Nachrichtenkanal Sky News. Die Forscher gehen davon aus, dass sich dieses sogenannte Mikroplastik – das sind Plastikteilchen im Mikro- und Nanometerbereich – mit der Zeit im menschlichen Körper ansammelt. 99 % der aufgenommenen Teilchen werden zwar wieder ausgeschieden, den Rest aber nimmt der Körper auf. Was dann damit geschieht, ist noch nicht wissenschaftlich geklärt, wie der Leiter der Studie, Dr. Colin Janssen, verdeutlicht: »Wo landet das Plastik? Wird es vom Gewebe eingeschlossen und vom Körper vergessen oder ruft es Entzündungen oder andere Reaktionen hervor? Gibt das Plastik giftige Chemikalien ab? Wir wissen es nicht, aber wir müssen es eigentlich wissen.«
Die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastik nimmt immer drastischere Ausmaße an: Mehr als fünf Trillionen Teilchen Mikroplastik befinden sich bereits in den Ozeanen. Jede Minute kommt eine Menge hinzu, die dem Fassungsvermögen eines Müllwagens entspricht. Bis 2050 wird diese Menge auf vier Müllwagen pro Minute angestiegen sein. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnten Menschen, die regelmäßig Fische und Meeresfrüchte verzehren, am Ende des Jahrhunderts 780.000 Plastikteilchen pro Jahr zu sich nehmen.
Pflanzenschutzmittel in Speisefisch
Doch nicht nur Plastik findet sich in Speisefischen: Auch eine Belastung mit Chemikalien ist keine Seltenheit, wie Greenpeace im vorigen Jahr herausgefunden hat. In einer Untersuchung stellte die Organisation fest, dass 44 von 54 Fischprodukten aus deutschen Super- und Biomärkten das Pflanzenschutzmittel Ethoxyquin enthalten. Zum Großteil wiesen die Proben Konzentrationen der Chemikalie auf, die über den für Fleisch geltenden Höchstmengen liegen. Für Fisch wurden solche Höchstmengen bisher nicht festgelegt.
Die Europäische Kommission hat den Stoff Ethoxyquin bereits 2011 »aufgrund einer Reihe von Bedenken« nicht mehr als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Laut Greenpeace weisen einzelne wissenschaftliche Studien darauf hin, dass die Chemikalie sich negativ auf die Erbsubstanz und die Leber auswirken und krebserregend sein kann. In die Fische gelangt Ethoxyquin über das Futter: Die belasteten Fische der Greenpeace-Untersuchung stammen alle aus Aquakultur. In dieser Haltungsform werden die Tiere oft mit Fischmehl gefüttert. Dieses wird von den Produzenten offenbar häufig mit Ethoxyquin versetzt, um es für lange Transportwege haltbar zu machen.
Wie die Fische in Aquakultur leben und warum diese Haltung aus Tierschutzsicht genauso problematisch ist wie die industrielle Tierhaltung an Land, erfahren Sie in unserem Hintergrundartikel.
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