"Wenn wir die Gans in Deutschland nicht verlieren wollen, brauchen wir eine differenzierte, risikoorientierte Bewertung der Stallpflicht"
Als robustes Weidetier wird die Gans in Deutschland in der Regel im Freiland gehalten, Stallkapazitäten sind oft nicht vorhanden. "Entsprechend stellt eine Stallpflicht die deutschen Gänsehalter vor existenzbedrohende praktische und wirtschaftliche Probleme", sagt Eskildsen und fordert von Politik und Behörden beim Thema Stallpflicht für die Zukunft eine differenzierte Betrachtung der Gans. Dafür gebe es sachliche, risikoorientierte Gründe: Denn Gänse und Gänsefleisch sind saisonal nachgefragte Erzeugnisse, mit klarem Vermarktungsschwerpunkt ab dem Martinstag im November. Entsprechend folgt auch die Gänseaufzucht und -mast einem saisonalen Bogen, der genau antizyklisch zum Schwerpunkt der Vogelgrippe verläuft: Die Tiere sind vor allem während der warmen Sommer- und Frühherbstmonate ab Mitte Juni im Freien - in dieser Zeit aber ist die Vogelgrippe ohnehin kein Thema. Während des Vogelzugs im Frühjahr sind die Tiere noch nicht geschlüpft bzw. als Küken zur Aufzucht im Stall, und im Spätherbst, wenn mit dem Vogelzug und sinkenden Temperaturen auch die Vogelgrippe-Gefahr steigt, ist bereits ein Großteil der Saisontiere geschlachtet. "Es ist also nur logisch, die Gänse mit Blick auf die Stallpflicht anders zu bewerten", sagt Eskildsen und fordert von Politik und Behörden entsprechende Planungssicherheit für die deutschen Gänsehalter. Diese Sicherheit für den Rest des Jahres benötigen die Landwirte und Unternehmer bereits jetzt: Denn in den kommenden Wochen werden die Küken eingestallt.
"Genau unsere naturnahe Freilandhaltung ist gesellschaftlich gewollt und macht die tier-gerechte Gänsehaltung in Deutschland aus", betont Eskildsen. Wer Gänse aus tiergerechter deutscher Erzeugung ohne die in manch anderen Ländern üblichen tierwidrigen Praktiken wie Stopfen oder Lebendrupfen haben wolle, müsse auch die Besonderheiten der Gans berücksichtigen, fordert Eskildsen. Bei einer generellen Stallpflicht sieht Eskildsen für die Gänsehaltung in Deutschland existenzbedrohende Folgen: "In letzter Konsequenz würde das bedeuten, dass in Deutschland eine Gänsehaltung nicht mehr möglich wäre."
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