Startups spüren Wirtschaftsflaute

Profitabilität wichtig und Hochschulen gewinnen an Bedeutung

02.10.2024
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Symbolbild

Der 12. Deutsche Startup Monitor zeigt: Die herausfordernde gesamtwirtschaftliche Lage macht auch Startups zu schaffen. Unter dem Strich sind Gründer*innen zwar optimistisch und die Bewertung des Startup-Ökosystems verbessert sich, Deutschland bleibt aber weiter unter den vorhandenen Möglichkeiten. Während die Anzahl der Mitarbeitenden in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, sinkt der Wert in diesem Jahr von 18,9 auf 16,7. Das geschieht gerade vor dem Hintergrund einer Finanzierungssituation, die von über der Hälfte der Startups negativ bewertet wird (50,7 %).

Startup-Gründer*innen reagieren auf diese Herausforderung mit der Anpassung ihrer Strategie: Der Anteil der Gründer*innen, die Profitabilität als Hauptziel setzen, ist seit 2021 von 58,1 % kontinuierlich gestiegen und liegt jetzt bei 73,8 %. Viele setzen zudem auf die Zukunftstechnologie Künstliche Intelligenz (KI) –mehr als jedes fünfte Startup (22,0 %) sieht KI als Kern des eigenen Produkts.  

„Die Devise lautet heute mehr denn je: echte Probleme lösen und Produktivität steigern. Das haben deutsche Startups verinnerlicht und den Schalter umgelegt: Profitabilität, Wachstum, KI, Ausgründungen und DeepTech – diese Schwerpunkte prägen und verändern das Startup-Ökosystem“, so Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands.  

DeepTech: Mit bahnbrechender Forschung die Transformation antreiben  

Startups werden als Übersetzer von Forschung in die Praxis immer wichtiger: Mehr als jedes zweite Startup (2024: 55,1 %, 2023: 49,2 %) hat im Gründungsprozess mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen zusammengearbeitet oder wurde hier unterstützt. Die Nähe zu Hochschulen bewerten vier von fünf Gründer*innen (80,5%) positiv – ein neuer Rekordwert.   

11,4 % der Startups lassen sich als DeepTech-Unternehmen klassifizieren, die neue forschungsbasierte Technologien auf den Markt bringen. Sebastian Pollok, stellvertretender Vorsitzender beim Startup-Verband ordnet die Ergebnisse ein: „Dank unserer Weltklasse-Forschung eröffnen Gründer*innen der deutschen Wirtschaft die spannenden Geschäftsfelder der Zukunft – Beispiele sind Kernfusion oder Quantencomputing. Durch vereinheitlichte Rahmenbedingungen für Ausgründungen sollten Universitäten hier noch weiter unterstützen.“  

Noch mehr Potenzial in der Zusammenarbeit mit Etablierten vorhanden

In Zeiten von Inflation und hoher Zinsen reagiert vor allem der private Konsum empfindlich.  Startups setzen noch stärker auf Geschäftskunden. Der Anteil von B2B am Gesamtumsatz deutscher Startups steigt weiter und liegt nun bei 74,7 % (2023: 70,4 %). „Vor allem Software-Startups bieten klare wirtschaftliche Mehrwerte, indem sie Prozesse optimieren und effizienter machen“, so Pausder. „Das gilt besonders mit Blick auf den Fachkräftemangel. KI-optimierte Anwendungen erhöhen die Effizienz und steigern die Produktivität, die in unserer strauchelnden Wirtschaft so wichtig ist.“  

Aber etablierte Unternehmen sind nicht nur als Kunden zentral, sondern auch als Partner – zum Beispiel bei Forschung und Entwicklung oder im Bereich der Vertriebsstrukturen. 61,9 % der Startups waren 2024 in entsprechenden Projekten aktiv – das ist zwar ein hoher Wert, er ist jedoch in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen (2020: 71,8 %).   

In der Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierter Wirtschaft hakt es also. Nur 37,5 % der Startups bewerten die Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Unternehmen positiv und damit nochmal weniger als im Vorjahr (40,5 %). „Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsstandorten haben wir mit unserem breiten Mittelstand und unserer starken Industrie ein riesiges Asset, das wir noch zu wenig nutzen. Die Zusammenarbeit mit Startups, Beteiligungen durch Corporates oder Übernahmen gehören zu den wichtigsten Wegen für Unternehmen, um innovativ zu sein – doch leider haben das noch nicht alle Unternehmen in Deutschland erkannt“, so Pausder.

Kapitalbedarf wächst  

Drei Viertel (74,1%) der Startups planen, innerhalb der kommenden zwölf Monate externes Kapital aufzunehmen – und damit mehr als im Vorjahr (2023: 69,5 %). Auch die nachgefragten Summen steigen: Während 2023 noch 58,7 % einen Kapitalbedarf für diesen Zeitraum von 500.000 € oder mehr angaben, sind es in diesem Jahr 69,9 %. Insgesamt bewerten allerdings nur knapp ein Drittel (29,8%) der Startups den Zugang zu Kapital und Investitionen positiv und damit sogar weniger als in den Vorjahren (2022: 37,2 %, 2023: 33,0 %). Damit zeigt sich, dass beim Thema Startup-Finanzierung generell großer Nachholbedarf besteht und sich die Situation in der aktuellen Wirtschaftslage weiter zuspitzt.   

Für 71,3 % der Gründer*innen ist die Weiterentwicklung des gemeinsamen europäischen Kapitalmarkts hier ein relevanter Baustein zur Verbesserung. Ein starker Börsenstandort, an dem Börsengänge (IPOs) als Exit-Option attraktiver werden, spielt dabei eine zentrale Rolle. Pollok dazu: „Die Weiterentwicklung des europäischen Kapitalmarkts ist ein Schlüssel für den langfristigen Erfolg von Startups hier vor Ort. Börsengänge bieten dabei die Chance, nicht nur die globale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft zu stärken, sondern auch einen Finanzierungskreislauf für Startups zu schaffen, der sich aus sich selbst heraus befeuert.“    

Weitere spannende Ergebnisse:  

  • 83,8 % der Gründer*innen würden wieder ein Startup gründen, davon 59,5 % am selben Standort und 27,2 % würden ins Ausland gehen.  

  • Das Thema Gründung ist früh präsent: 29,6 % der Gründer*innen haben schon in der Jugend darüber nachgedacht, 29,9 % während der Ausbildung oder des Studiums.  

  • 19,2 % der Startups wollen bootstrappen, das Unternehmen also ohne Kapital von externen Investoren aufbauen und weiterentwickeln.  

  • Gründer*innen sehen das größte Innovationspotenzial im Startup-Sektor in den Bereichen Gesundheit (44,2 %), Bildung (38,7 %) und Energie (37,2 %).  

  • Gründer*innen bewerten die Resilienz als ihre wichtigste Stärke (51,3 %), gefolgt von analytischen Skills (47,7 %) und Kommunikation (47,1 %).

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