BUND wertet Behördendaten zu PFAS aus: Belastung in tierischen Produkten weit verbreitet
In 14 von 22 Hühnereier-Proben finden sich Ewigkeitschemikalien
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Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) veröffentlicht heute die Ergebnisse seines PFAS-Checks in Lebensmitteln. Dafür hat der BUND Daten der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) systematisch ausgewertet und im Frühjahr 2025 22 Hühnereierstichproben auf Ewigkeits-Chemikalien getestet. Das Ergebnis: Vor allem tierische Produkte können häufig mit den Ewigkeits-Chemikalien belastet sein.
Die systematische Auswertung von behördlichen Testdaten, die der BUND zusammen mit der französischen NGO Générations Futures durchgeführt hat, macht deutlich, dass insbesondere tierische Lebensmittel mit PFAS belastet sind: 69 Prozent des Fisches, 55 Prozent der Innereien (Leber u.a.) und der Muscheln und 39 Prozent der Hühnereier. Dabei sind die PFAS-Konzentrationen in Innereien besonders hoch. Gemüse war hingegen nur zu sieben Prozent mit einer der vier getesteten PFAS belastet.
Janna Kuhlmann, Chemie-Expertin beim BUND: "Schadstofffreie Lebensmittel können nur in einer gesunden Umwelt produziert werden. Doch längst sind unsere Gewässer und unsere Böden mit Ewigkeits-Chemikalien belastet, Tendenz steigend. Die Auswirkungen der hohen PFAS-Belastungen sehen wir bei Eiern von Hobbyhalter*innen, deren Hühner im Boden picken können und Regenwürmer essen. Es braucht ein PFAS-Verbot, um die Verschmutzung unserer Umwelt aufzuhalten!"
BUND testet Hühnereier: Eier aus Hobbyhaltung besonders belastet
Die Belastung von tierischen Produkten zeigen auch die Ergebnisse eines Labortests, der kürzlich vom BUND beauftragt wurde. In 14 von insgesamt 22 auf jeweils 32 PFAS-Einzelsubstanzen untersuchten Hühnereier-Proben aus ganz Deutschland wurden Ewigkeits-Chemikalien nachgewiesen. Die vier untersuchten Eier von Hobbyhalter*innen waren stärker belastet als die 18 Proben aus dem Supermarkt. Geltende gesetzliche Grenzwerte für vier PFAS wurden nicht überschritten - jedoch fanden sich in mehreren Proben deutlich mehr PFAS-Typen. Auch nicht regulierte PFAS wie Perfluorbutansäure (PFBA) wurden häufig nachgewiesen - diese ist besonders mobil und gelangt rasch in Böden und Gewässer. "Hühnereier dienten in der Vergangenheit immer wieder als Gradmesser für die Belastung der Umwelt mit langlebigen Stoffen", erklärt Janna Kuhlmann.
Ewigkeits-Chemikalien bauen sich schlecht bis gar nicht in der Umwelt ab und können sich im Körper anreichern oder weiträumig über den Wasserkreislauf verteilen. Zwar gibt es gesetzliche Grenzwerte für vier PFAS in Lebensmitteln, diese sind jedoch insbesondere für Kinder viel zu hoch angesetzt, sodass eine Schwächung des Immunsystems bei regelmäßigem Verzehr nicht ausgeschlossen werden kann. PFAS bilden eine Chemikaliengruppe aus über 10.000 von Menschen hergestellten Einzelverbindungen. Bei der Produktion, Verwendung und Entsorgung gelangen diese Stoffe in die Umwelt und in unsere Gewässer und lassen sich von dort nicht mehr zurückholen. Auch in Deutschland werden PFAS in großen Mengen hergestellt, so etwa in Leverkusen von Covestro, Bayer und Momentive, in Bad Wimpfen von Solvay, in Frankfurt am Main von Daikin und in Burgkirchen an der Alz von Dyneon, Archroma und W.L. Gore.
PFAS sammeln sich in Umwelt und Körper an
Mittlerweile sind PFAS auf der ganzen Erde verteilt. Da sie massenhaft eingesetzt werden, steigen die Konzentrationen in unseren Körpern und der Umwelt stetig an. Zwar sind PFAS in den vorhandenen Konzentrationen nicht direkt giftig, aber Studien belegen ihren Effekt auf den Körper bei ständiger, langfristiger Einnahme. Folgen können ein erhöhter Cholesterinspiegel oder ein größeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein, Leberschäden oder ein geschwächtes Immunsystem. In den Niederlanden wird bereits vom Verzehr von Eiern aus Hobbyhaltung abgeraten. Ob dies auch in Deutschland gelten sollte, kann die kleine BUND-Stichprobe nicht endgültig beantworten. Der BUND empfiehlt Verbraucher*innen, auch verstärkt Produkte mit pflanzlichem Eiweiß in den Speiseplan aufzunehmen.
Kuhlmann: "Längst nehmen wir jede Woche zu hohe Mengen an PFAS auf. Wir müssen die weitere Imprägnierung unserer Umwelt sofort stoppen."
Der BUND fordert deshalb:
- die schnellstmögliche Beschränkung der gesamten PFAS-Gruppe für alle Anwendungen;
- die konsequente Anwendung des Verursacherprinzips bei der Aufbereitung und Sanierung von kontaminierten Wässern und Böden;
- die Anpassung der Grenzwerte für Lebensmittel, Trinkwasser, Böden und Gewässer an die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ermittelte tolerierbare Wochendosis (TWI),
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