Tönnies verteidigt Werkverträge in der Fleischindustrie
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Deutschlands größter Schweinefleischverarbeiter Tönnies hat die breite Nutzung von Werkverträgen in der Branche verteidigt. "Das System Werkverträge zu verteufeln, würde uns das Genick brechen", sagte der Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Tönnies Lebensmittel, Clemens Tönnies, am Donnerstagabend vor Journalisten in Düsseldorf. "Dann könnten wir unsere Werke nur ins Ausland verlagern."
Von bis zu 6000 Beschäftigten am Standort Rheda-Wiedenbrück seien rund 2700 fest angestellt, berichtete Tönnies. Subunternehmer bringen über Werkverträge viele Arbeiter aus Polen, Rumänien und Bulgarien in die Schlachtbetriebe. "In Deutschland finden wir für die schwere Arbeit keine Mitarbeiter in der Güte und Masse", sagte Tönnies. Der Markt sei leer gefegt. "Ich würde jeden, der will, morgen festeinstellen." Die meisten über Werkverträge Beschäftigten wollten aber auf begrenzte Zeit so viel wie möglich in Deutschland verdienen, um sich anschließend in der Heimat eine Existenz aufzubauen.
Tönnies war im vergangenen Jahr nach Sonderkontrollen des staatlichen Arbeitsschutzes in der Fleischindustrie ins Visier geraten. In etlichen Großbetrieben seien ausufernde Arbeitszeiten, undurchsichtige Werkverträge mit Billigkräften aus dem Ausland und mangelhafte Gesundheitsvorsorge aufgedeckt worden, hatte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) berichtet. Es gebe keine Großbetriebe, in denen nichts gefunden worden sei. Verschiedene Medien hatten über osteuropäische "Lohn-Sklaven" in der Branche berichtet.
"Wo 6000 Leute beschäftigt sind, hört man zwei bis dreimal in der Woche den Krankenwagen", sagte Tönnies. Das Unternehmen habe aber nachweislich weit unterdurchschnittliche Unfallraten und habe mit der Gewerbeaufsicht auch das Thema Arbeitszeitüberschreitungen klären können.
"Es gibt kein Klima der Angst. Menschen werden nicht geschunden", versicherte Tönnies. In seinem Schlachthof Weidemark im emsländischen Sögel habe Tönnies bereits vor über einem Jahr Mindeststandards für Arbeitsbedingungen und Unterbringung gesetzt, die von der Gemeinde überwacht würden.
Er habe auch kein Problem mit dem Mindestlohn, auf den sich die Fleischbranche nach zähem Ringen mit der Gewerkschaft geeinigt habe, sagte Tönnies. Von Juli 2014 an soll der Stundenlohn der Fleisch-Arbeiter 7,75 Euro betragen und bis Ende 2016 stufenweise auf 8,75 Euro angehoben werden.
Der Unternehmer geht nicht davon aus, dass dies die Fleischpreise in die Höhe trieben werde. Wenn sich die Erzeuger mit dem Handel aber auf höhere Preise für tierschutzfreundlicher erzeugtes Schweinefleisch einigen, gebe es das auch für den Endverbraucher "nicht zum Null-Tarif".
Das Bundesarbeitsministerium müsse den Unternehmern erlauben, zu prüfen, ob der Mindestlohn auch bei den Werkvertragsbeschäftigten, die für Subunternehmer arbeiten, ankomme und wie ihre tatsächlichen Arbeitszeiten seien, forderte Tönnies. Dies sei derzeit nicht gestattet. "Wenn ich Verantwortung übernehmen soll, muss ich auch Kontrollmöglichkeiten haben."/beg/DP/stb
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