Raps und Rübe unter Druck
Sojabohnen als profitable Alternative?
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In den letzten Jahren hat sich in Deutschland die Wirtschaftlichkeit der etablierten Blattfrüchte wie Raps, Kartoffeln und Zuckerüben zum Teil erheblich verschlechtert – allen voran Raps und Zuckerrübe, für die wichtige Pflanzenschutzmittel nicht mehr verfügbar sind. Auch der Getreideanbau hat vermehrt mit Herbizidresistenzen zu kämpfen, sodass vielfältigere Fruchtfolgen – insbesondere mit Kulturen, die im Frühjahr ausgesät werden – von zunehmender Bedeutung sind. Vor diesem Hintergrund hat das Netzwerk agri benchmark Cash Crop Perspektiven des Sojaanbaus in Deutschland untersucht.
Als zusätzliche Blattfrucht könnte der Sojabohne perspektivisch eine bedeutende Rolle in hiesigen Fruchtfolgen zukommen – zumindest südlich einer Linie der Autobahn A2. Daher wurde die Wirtschaftlichkeit der Sojabohnen im Vergleich zu etablierten Kulturen mithilfe von Fallstudien in aus-gewählten Regionen analysiert. Im Süden Deutschlands sind das Klima und die Marktbedingungen bereits heute so positiv, dass die Sojabohnen ohne Förderung wirtschaftlich attraktiv sind. In den nördlicheren Regionen sind die Bedingungen in der Regel noch etwas schlechter, so dass die Sojabohne dort häufig noch nicht konkurrenzfähig ist.
Politik und Landwirte können Rahmenbedingungen verbessern
Die Potenziale der Sojabohne für eine gesündere Fruchtfolge können flächendeckend nur zum Tragen kommen, wenn sich die Rahmenbedingungen für den Anbau verbessern. Folgende Punkte sind wesentlich:
1. Ein Grund für die aktuell geringe Wirtschaftlichkeit der Sojabohnen sind die hohen Saatgutkosten von ca. 300 €/ha. Ursache: Aufgrund einer fehlenden Nachbauregelegung wie im Getreide dürfen die Landwirte ausschließlich zertifiziertes Saatgut verwenden. Wenn ein Teil der Ernte für die Aussaat im folgenden Jahr verwendet werden dürfte, würden die gesamten variablen Kosten um ca. 150 €/ha oder mindestens ein Drittel sinken.
2. Transportentfernungen zu Ölmühlen sind bei den derzeit geringen Erntemengen eine Schlüsselherausforderung. Mithilfe von Erzeugergemeinschaften könnten die regionalen Erntemengen erhöht und gebündelt werden. Dadurch gingen die Transaktions- und Transportkosten pro Tonne zurück, so dass sich höhere Hoftorpreise erzielen ließen. Eine vorübergehende staatliche Förderung von Erzeugergemeinschaften – inklusive einer intensivierten Anbauberatung für die landwirtschaftlichen Unternehmen – könnte das Henne-Ei-Problem lösen.
3. Während importierte, nicht-gentechnisch veränderte Sojabohnen einen Aufpreis von ca. 100 €/t erzielen im Vergleich zu GMO-Ware, liegen diese Prämien für inländische Ware in der Regel ca. 50 €/t unter dem rechnerischen Referenzpreis. Daher sind auch steigende Preise und damit eine bessere Wirtschaftlichkeit mittelfristig zu erwarten.
„Wenn Politik, Wirtschaft und Landwirte gemeinsam die Rahmenbedingungen verbessern, wird sich ein breitflächiger Sojaanbau in Deutschland entwickeln“, so die Einschätzung der Agrarökonomen Yelto Zimmer und Thies Böttcher, die am Thünen-Institut in Braunschweig das agri benchmark-Projekt zum Sojaanbau bearbeiten. Ein umfassender Bericht ist als Thünen Woking Paper 169 erschienen.
Die Untersuchung wurde durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) finanziert.

Bild von Євген Литвиненко auf Pixabay
Originalveröffentlichung
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