Nachhaltige Verpackungen: Fakten statt Verpackungsfloskeln

22.08.2025
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Symbolbild

In Supermarkt-Regalen wimmelt es nur so von ihnen: Siegel, Label, QR-Codes und Aufschriften, die die Nachhaltigkeit einer Verpackung bescheinigen sollen. Die eine hat ein Blatt-Logo, eine andere ein Siegel, weitere wollen mit „recycelbar“, „biologisch abbaubar“ oder „umweltfreundlich“ punkten. All diese Versprechen klingen gut, aber was genau steckt dahinter? Und woran erkennt man, ob eine Verpackung auch wirklich nachhaltig ist?

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher greifen zu Verpackungen, die nachhaltig wirken. Dies bestätigt die repräsentative Studie „Sustainable Product Packaging“ der Unternehmensberatung Simon-Kucher zusammen mit dem Marktforschungsinstitut YouGov. Für zwei Drittel der Befragten ist eine Verpackung vor allem dann nachhaltig, wenn sie aus möglichst wenig Material besteht und dadurch Verpackungsabfall reduziert wird (66 %). Auch recycelbare (64 %), biologisch abbaubare (60 %) oder recycelte (57 %) Materialien zeichnen der Umfrage zufolge nachhaltige Verpackungen aus.

Mehr Schein als Sein

So viel zur Theorie, in der Praxis ist es aber gar nicht so einfach, nachhaltige Verpackungen beim Einkaufen zu erkennen. Denn es gibt noch kein offizielles, unabhängiges Label, das die Nachhaltigkeit von Verpackungen umfassend und neutral bewertet. Hinweise sind oft Erfindungen der Unternehmen, nicht verifizierbar und damit wenig aussagekräftig. Meist beziehen sie sich nur auf einen einzelnen nachhaltigen Aspekt, nicht auf die Nachhaltigkeit der gesamten Verpackung. Hinzu kommt, dass Begriffe wie „nachhaltige Verpackung“, „klimaneutral“, „klimapositiv“, „natürlich“ oder „recycelbar“ rechtlich nicht geschützt sind. Deshalb dürfen sie nach Belieben für Werbezwecke eingesetzt werden. „Bio“ und „öko“ wiederum sind geschützt. Sie bedeuten aber nicht zwingend, dass ein Produkt komplett nachhaltig ist – zum Beispiel, weil es einen langen Transportweg hinter sich hat.

Man schaut deshalb lieber zweimal hin, wenn einem beim Griff ins Regal zum Beispiel folgendes begegnet:

  • „100 % recycelbar“: Die gute Nachricht ist, dass die Verpackung vermutlich wirklich aus Materialien besteht, die sich bei korrekter Mülltrennung vollständig recyceln lassen. Denn Verpackungen müssen laut Gesetz per se recyclingfähig entwickelt werden. Doch der Hinweis lässt offen, wie gut dies in der Praxis funktioniert: Zum Beispiel ist das Recycling von Verbundmaterialien aus Kunststoff und Aluminium oder Kunststoffmixen, wie Chipstüten oder Fleischverpackungen, zwar theoretisch möglich, aber sehr aufwendig. Diese Verpackungen landen deshalb oft in der Verbrennung.
  • „Klimaneutral“: Eine vollständig klimaneutrale Produktion ohne CO2-Emissionen ist heute noch nicht möglich. Um trotzdem „klimaneutral“ zu sein, kaufen Unternehmen Kompensationszertifikate, mit denen sie Klimaschutzprojekte finanzieren.
  • Papieralternativen: Was auf den ersten Blick nachhaltiger wirkt, ist in Wirklichkeit oft ein Mix aus Papier und einer Kunststoffbeschichtung zum Schutz vor Fett oder Feuchtigkeit. Solche Verbundverpackungen lassen sich nur schwer recyceln. Deshalb landen sie in der Regel in der thermischen Verwertung, werden also verbrannt. Zudem ist die Ökobilanz von Papier laut Studien nicht automatisch besser als die von Kunststoff.
  • „0 % Plastik“ oder „biobasiert“: Laut der Verbraucherzentrale Hessen verbergen sich dahinter häufig Bio-Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Cellulose. Sie sind nicht immer kompostierbar und bauen sich in der Natur nicht selten genauso langsam ab wie herkömmlicher Kunststoff.

So erkennt man nachhaltige Verpackungen

Die traurige Wahrheit ist: Viele Versprechen sind kein Klimaschutz, sondern Greenwashing. Wie erkennt man nun beim Einkaufen, ob eine Verpackung wirklich nachhaltig ist – ohne alle Etiketten auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen zu müssen? Fakt ist: Es braucht in Zukunft einheitliche Siegel und verständliche Claims. Gute Anhaltspunkte für nachhaltige Verpackungen im Supermarkt sind aber schon heute:

  • Sortenreinheit: Eine Verpackung aus nur einem Material lässt sich besser mechanisch recyceln als Materialmixe. Deshalb sind reine Kunststoffverpackungen auch oft besser für die Umwelt als Verpackungen aus kaum recycelbaren Papierverbunden. Man achtet also darauf, ob sich im Inneren der Verpackung eine dünne Kunststoffschicht befindet.
  • „Recyclingfähig“: Diese Materialien lassen sich grundsätzlich wieder in den Kreislauf zurückführen. Voraussetzung ist, dass es geeignete Recyclingsysteme gibt. Zudem sollte diese Aussage belegbar sein, indem die Verpackung nach dem Mindeststandard der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister zertifiziert ist. Wichtig: Damit Kreislaufwirtschaft funktioniert, sollte man die einzelnen Komponenten einer Verpackung beim Entsorgen korrekt trennen.
  • „Rezyklatanteil“: Immer mehr Verpackungen bestehen in Teilen oder sogar ganz aus recyceltem Material, beispielsweise aus recyceltem PET (rPET) oder Post Consumer Rezyklaten (PCR) aus haushaltsnahen Abfällen. Oft ist der Anteil in Prozent auf der Verpackung ausgewiesen – je mehr, desto besser.
  • „Ressourcenschonende Herstellung“: Dies weist auf die effiziente Nutzung von Rohstoffen und wenig Energie- sowie Wassereinsatz bei der Produktion hin. Details lassen sich im Zweifel beim Hersteller erfragen.
  • Mehrweg: Diese Verpackungen lassen sich immer wieder reinigen und können erneut befüllt werden. Durch ihre höhere Umlaufzahl sparen sie noch mehr Ressourcen ein als nachhaltige Einwegverpackungen.

Auch etablierte Siegel geben Orientierung auf der Suche nach nachhaltigen Verpackungen:

  • Der Grüne Punkt zeigt an, dass der Hersteller sich an der Sammlung und dem Recycling der Verpackung über die Dualen Systeme beteiligt. Achtung: Es sagt nichts über die Recyclingfähigkeit des Verpackungsmaterials selbst aus.
  • Das Recycling- und das RESY-Symbol stehen dafür, dass die Verpackung recycelbar ist und den Recyclingprozess unterstützt. Das Symbol ist eine freiwillige Angabe, die Informationen zum Verpackungsmaterial gibt. Die Nummern und Abkürzungen können bei der Abfalltrennung hilfreich sein.
  • Der Blaue Engel kennzeichnet Produkte, die umweltfreundlicher sind als vergleichbare Alternativen. Das deutsche Umweltzeichen bezieht sich dabei zum Beispiel auf Ressourceneffizienz oder Schadstoffbelastung.

Mit Sinn und Verstand

Verpackungen schützen Produkte vor äußeren Einflüssen, verlängern die Haltbarkeit und erhalten Hygiene sowie Qualität. Das perfekte Verpackungsmaterial gibt es bislang noch nicht. Aber: Kunststoff ist in vielerlei Hinsicht eine gute Lösung, wenn wir verantwortungsvoll mit dem Material umgehen. Eco Design und Design for Recycling, Verpackungsinnovationen, nur so viel Verpackungsmaterial wie nötig, ein bewusster Konsum sowie eine gewissenhafte Mülltrennung tragen einen wichtigen Teil zur Nachhaltigkeit von Kunststoffverpackungen bei.

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