Hopfenernte und Hopfenmarkt 2016

14.11.2016 - Deutschland

Rückblick auf die Ernte 2015
Die letztjährige Ernte hat die Vermarktungsunternehmen weltweit vor große Herausforderungen gestellt. Sie führte bei manchen Sorten zu Versorgungsengpässen, die Alphaklausel kam bei allen Aromasorten zur Anwendung, in zeitintensiven Gesprächen mussten zufriedenstellende Lösungen mit den Kunden gefunden werden. Die Ernte 2015 bescherte ein nie dagewesenes Defizit in einer Größenordnung von 2.500 Tonnen Alphasäure. Dieses konnte nur über den Abbau von noch vorhandenen Beständen, Verschiebung von Verträgen und Lieferungen in die Zukunft und Ersatzlieferungen einigermaßen ausgeglichen werden.

Diese Maßnahmen führten zwangsläufig zu einem Bedarfsanstieg für die kommenden Ernten. Daraus resultierend setzte noch im September 2015 in allen Anbaugebieten Europas ein reger Vertragsmarkt ein. Die Vertragspreise befanden sich für nahezu alle Sorten in einem stetigen Anstieg. Die Vertragslaufzeiten dehnten sich auf bis zu 1 O Jahre aus. Bis kurz vor Erntebeginn 2016 wurden Verträge abgeschlossen.

Hopfenanbaufläche 2016
Das Preissignal an das Hopfenangebot setzte einen starken Impuls auf die Flächenentwicklung. Weltweit wurden Hopfen eingelegt. Die Weltanbaufläche stieg um rund 4.000 ha auf 55.500 ha. Das ist der höchste Stand seit 2009. Bemerkenswert ist die anhaltende Sortenumschichtung in den USA. Während dort mittlerweile auf rund 16.400 ha Aroma- und Flavoursorten angebaut werden, beträgt die Hochalphafläche nur noch rund 4.500 ha. Deutschland wird als Alphalieferant für den Welthopfenmarkt immer wichtiger.

Ernteerwartung 2016
Der Witterungsverlauf während der Vegetationsphase 2016 war insgesamt positiv und förderte eine gute Entwicklung der Bestände. Die Ernteschätzung in Deutschland lieferte mit einer prognostizierten Erntemenge von knapp 41.400 Tonnen Hopfen ein vielversprechendes Ergebnis. Das wäre die größte Erntemenge seit 1993 (42.428 t).

Heute, nachdem ein Großteil der Ernte bereits abgewogen ist, gehen die Prognosen von knapp 42.500 Tonnen aus. Die Ernte wäre noch größer ausgefallen, wenn nicht eine Hitzeperiode während der Hopfenernte den spätreifenden Sorten durch aufkommenden Wassermangel, Krankheiten und Schädlingen stark zugesetzt hätte.
Auch in den anderen wichtigen europäischen Anbauländern Tschechien, Slowenien und Polen fällt die Ernte überdurchschnittlich aus. 

Die Erträge der Aromasorten in den USA entsprechen in etwa dem langjährigen Mittel. Dagegen enttäuschen sowohl die Hektarträge als auch die Alphagehalte der Hochalphasorten. Die US-amerikanische Hochalphamenge dürfte um fast 500 Tonnen Alphasäure unter einer kalkulatorischen Durchschnittsernte liegen. Obwohl die Ernteergebnisse der Hochalphasorten in Deutschland überdurchschnittlich gut sind, erreicht die Welt-Hochalphaproduktion das langjährige Mittel nicht.
Aus aktuellen Hochrechnungen ergibt sich dennoch eine überdurchschnittliche Welternte über alle Sorten von rund 108.000 Tonnen Rohhopfen oder 10.300 Tonnen Alphasäure.
Bierausstoßentwicklung und Alphabilanz

Erstmalig seit dem 2. Weltkrieg war der Bierausstoß 2014 und 2015 zwei Jahre in Folge rückläufig. Auch für das Braujahr 2016 wird von einem weiteren Ausstoßrückgang ausgegangen. Allerdings steigt die Hopfengabe aufgrund des überproportionalen Verbrauchs der Craft Industrie weiter an. Diese überkompensiert den Ausstoßrückgang, so dass der absolute Alphabedarf immer noch leicht ansteigen dürfte. Aus dem Angebot der Ernte 2016 und dem Bedarf für das Braujahr 2017 sollte sich eine nahezu ausgeglichene Alphabilanz ergeben.

Versorgungslage und Marktsituation
Die Marktlage bei den einzelnen Sortengruppen ist allerdings unterschiedlich.
Die hochfeinen Aromasorten des Saazer Formenkreises waren nach der Ernte 2015 vollständig ausverkauft, so dass sich trotz der erfreulichen Erntemengen in diesem Jahr ein reger Einkaufsmarkt zu stolzen und steigenden Preisen entwickelt hat.

Auch weitere feine Aromasorten wie z. B. Hersbrucker, Spalter Select oder Saphir waren 2015 ausverkauft. Manche Verträge mit Kunden konnten nicht voll beliefert werden. Folglich sind heuer auch diese Sorten zu hohen Preisen gesucht.

Das letztjährige Defizit bei Perle und Tradition konnte mit Beständen aus der guten Ernte 2014 ausgeglichen werden. Das diesjährige Angebot dürfte dem Bedarf entsprechen, so dass die Preisentwicklung im Freimarkt 2016 bei diesen Sorten verhältnismäßig moderat war.
Während die deutschen Flavourhopfen im letzten Jahr noch die Höchstpreise im Sortenspektrum erzielten, liegen die Notierungen in diesem Jahr eher im breiten Mittelfeld. Grund dafür dürfte sein, dass ein großer Anteil der Bestände heuer zum ersten Mal einen Vollertrag erzielte. Das Angebot an Flavoursorten erhöhte sich in Deutschland im Vergleich zum letzten Jahr um rund 75 %. Auch die Preisnotierungen für US-amerikanische Aromas und Flavoursorten liegen deutlich unter denen des Vorjahres. Das kann als Hinweis auf eine zunehmende Sättigung des Flavourmarktes gewertet werden.
Den deutlichsten Preisanstieg im Freimarkt sehen wir bei den Hochalphasorten. Offensichtlich kann das deutsche Hochalphaangebot den anhaltenden Rückgang der US­Alphafläche noch nicht vollumfänglich ausgleichen, wobei die schlechte Alphaernte in den USA das Angebot zusätzlich verknappte.
In Europa setzten relativ früh rege Spotmarktaktivitäten ein. Die Vermarktung geschieht über Pools und Festpreisangebote.

Zusammenfassung
Insgesamt lässt sich folgendes festhalten. Die Hopfenbestände dürften weltweit weitestgehend abgebaut sein. Aufgrund der überwiegend guten Ernten ist das Angebot bei nahezu allen Sortengruppen befriedigend. Es herrscht jedoch eine starke Nachfrage nach fast allen Sorten, so dass die Versorgungslage in den nächsten 12 Monaten weiter angespannt bleiben wird. 

Die Freimarktpreise sind sehr fest. Das dürfte für kommende Vorkontraktnotierungen vermutlich in gleicher Weise zutreffen.
Die Preissignale bleiben stark, so dass die Weltanbaufläche weiter ansteigen wird.

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